Lüsebrink, Prof. Dr. Hans-Jürgen – Vortragsexposé – Wintersemester 2019/2020

Themenschwerpunkt des Studium generale
"Über Seidenstraßen – Kulturtransfer und Globalisierung"


Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink

Seniorprofessor für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Deutschland und Frankreich im Kontext der Globalisierung(en), 16.–21. Jahrhundert – Positionen, Kulturtransferprozesse, Kooperationsformen

Montag, 11. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Der Vortrag behandelt die Rolle Frankreichs und Deutschlands in den verschiedenen Phasen der Globalisierung seit dem 16. Jahrhundert. Beide Staaten und Kulturräume waren in sehr unterschiedlicher Weise und Intensität an Globalisierungsprozessen, die zunächst aus der europäischen Expansion nach Übersee resultierten, beteiligt: Während Frankreich neben England bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die führende europäische Kolonialmacht darstellte und kulturell, politisch und militärisch weltweit vernetzt war, spielt Deutschland erst in der aktuellen Phase der Globalisierung eine wichtige Rolle, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Frankreichs Kultur nahm zudem durch die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution eine zentrale Rolle im weltweiten Transfer zivilisatorischer Modelle und universalistischer Werte, wie der Idee der allgemeinen Menschenrechte, ein. In Grundzügen sollen zum einen in historischer Perspektive die unterschiedliche Rolle und Vernetzung der deutschen und französischen Gesellschaften, Ökonomien und Kulturen in den Globalisierungsphasen beleuchtet werden. Zum anderen soll der Blick auf die unterschiedlichen Positionen Frankreichs und Deutschlands in der aktuellen Phase der Globalisierung, die u.a. durch die chinesische ′Seidenstraßen-Strategie′ gekennzeichnet ist, herausgearbeitet werden. Abschließend sollen Formen der deutsch-französischen Reaktion und Kooperation, auch auf europäischer Ebene, auf die neuen Herausforderungen der aktuellen Globalisierungsphase in den Blick gerückt werden.

Hans-Jürgen Lüsebrink: Nach dem Studium der Romanistik und der Geschichtswissenschaft in Mainz, Tours und Paris 1981 Promotion an der Universität Bayreuth in Romanischer Philologie; 1984 Promotion im Fach Geschichtswissenschaft an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris; 1987 Habilitation in Romanischer Philologie an der Universität Bayreuth. Seit 1993 Professor für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation an der Universität Saarbrücken. Gastprofessuren u. a. an der Universität Laval (Québec), der EHESS (Paris), der ENS (Paris), der EPHE (Paris), der Northwestern University (Evanston), der University of California at Los Angeles (UCLA) und der Universität Warschau. 2001 Diefenbaker-Preisträger des Conseil des Arts du Canada, 2005 Ernennung zum Officier dans l’Ordre des Palmes Académiques. Seit 2013 Mitglied und 2013–18 Stellvertretender Sprecher des Internationalen Graduiertenkollegs GRK 1864 "Diversity: Mediating Difference in Transcultural Spaces" der Universitäten Montréal, Trier und Saarbrücken (DFG/Conseil de Recherches en Sciences Humaines du Canada).
Forschungsschwerpunkte: Europäisch-außereuropäische Literatur- und Kulturbeziehungen 18.–20. Jahrhundert; Kulturtransfer Deutschland-Frankreich; frankophone Literaturen und Kulturen außerhalb Europas mit Schwerpunkt Afrika und Québec; Theorie der Interkulturellen Kommunikation.
Veröffentlichungen u.a.: Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale Welt (Hg., 2006); Einführung in die Landeskunde Frankreichs. Wirtschaft – Gesellschaft – Staat – Kultur – Mentalitäten (2000, 4. Aufl. 2018); Interkulturelle Kommunikation. Interaktion – Kulturtransfer – Fremdwahrnehmung (2005, erw. Neuaufl. 2008, 4. Aufl. 2016); (Hg., zus. mit Christiane Solte-Gresser und Manfred Schmeling): Zwischen Transfer und Vergleich. Theorien und Methoden der Literatur- und Kulturbeziehungen aus deutsch-französischer Perspektive (2013); (Hg., zus. mit Sarga Moussa): Dialogues interculturels à l’époque coloniale et postcoloniale. Représentations littéraires et culturelles – Orient, Maghreb et Afrique occidentale (de 1830 à nos jours) (2019).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Matthias Middell
(Professor für Kulturgeschichte, Direktor des Global and European Studies Institute GESI, Universität Leipzig)
Kulturtransfer und Globalisierung im 18. und 19. Jahrhundert
Montag, 25. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)