Schmale, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang – Vortragsexposé – Wintersemester 2022/2023

Themenschwerpunkt des Studium generale
Europa – Ideen und Identitäten

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Schmale

Professor i. R. für Geschichte der Neuzeit, Institut für Geschichte, Universität Wien, Österreich

Europäische Identität(en): Praktiken und Ideen in Neuzeit und Gegenwart

Montag, 14. November 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de

Am 14. Dezember 1973 verabschiedeten die neun Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft auf ihrem Gipfel in Kopenhagen das "Dokument über die europäische Identität". Historisch betrachtet, war das eine – im doppelten Wortsinn! – einmalige Sache. Umso mehr, als 1973 der Ausdruck "europäische Identität" alles andere als gängig war. Es würde aber zu kurz greifen, daraus den Schluss zu ziehen, dass "europäische Identität" im Wesentlichen ein Phänomen der Nachkriegsgeschichte sei. Seine Geschichte reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Dem wird in der Vorlesung nachgegangen. Die historischen Entwicklungen und Veränderungen bis in unsere Zeit sollen im Vordergrund stehen, aber es müssen natürlich auch grundsätzliche Probleme angesprochen werden: Das Konzept "Identität" bzw. "Identitäten" ist ebenso zu klären wie das Problem "kollektive Identität" versus "individuelle Identität". Singular oder Plural? Die Geschichte konfrontiert immer mit beidem.
Und wo stehen wir heute in Sachen "europäische Identität"? Diese Frage wird zum Schluss der Vorlesung aufgegriffen werden und leitet in die Diskussion über.

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Schmale ist Historiker und war von 1999 bis 2021 Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien. Er studierte Geschichte und Französisch in Bochum und Bordeaux und promovierte 1984 mit einer Arbeit zu Prozessen zwischen Bauern und Edelleuten im Frankreich des 16.–18. Jahrhunderts. Die Habilitation in Geschichte erfolgte 1995 an der LMU München mit einer Arbeit zur Archäologie der Grund- und Menschenrechte in der frühen Neuzeit. Zudem lehrte er an der TU Braunschweig und der Universität Graz sowie als Gastprofessor an Einrichtungen in zahlreichen Ländern. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, der Academia Europaea und des wissenschaftlichen Beirats des House of European History in Brüssel, einer Einrichtung des Europäischen Parlaments. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Geschichte und Identität Europas, Fragen des Kulturerbes, die Geschichte der Menschenrechte und die Geschlechtergeschichte sowie die Digitalisierung. Auf https://wolfgangschmale.eu/ bloggt er zu Themen, Büchern und Bildern rund um Europa und die Digital Humanities.
Publikationen (Auswahl): Geschichte Europas, Wien u. a. 2000. Geschichte der Männlichkeit in Europa (1450–2000), Wien u. a. 2003. Studien zur europäischen Identität im 17. Jahrhundert, Bochum 2004. Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität, Stuttgart 2008. Mein Europa. Reisetagebücher eines Historikers, Wien 2013. Privatheit im digitalen Zeitalter (mit Marie-Theres Tinnefeld), Wien 2014. Digital Humanities. Praktiken der Digitalisierung, der Dissemination und der Selbstreflexivität (als Hg.), Stuttgart 2015. Europäisches Kulturerbejahr 2018. Unterwegs in der europäischen Kultur und Geschichte – Aneignungen, Bochum 2017. Was wird aus der Europäischen Union? Geschichte und Zukunft, Ditzingen 2018. Gesellschaftliche Orientierung: Geschichte der "Aufklärung" in der globalen Neuzeit (19. bis 21. Jahrhundert), Stuttgart 2021.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Regina Römhild

Professorin am Institut für Europäische Ethnologie, Mitglied im Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung BIM, Humboldt-Universität zu Berlin
Europa ist kein Festland – postmigrantische und postkoloniale Perspektiven
Montag, 28. November 2022, 18:15 Uhr