Berninger, Prof. Dr. – Vortragsexposé – Sommersemester 2021

Mainzer Universitätsgespräche online
Versprechen der Hirnforschung
Das Manifest der Neurowissenschaften revisited

Prof. Dr. Benedikt Berninger

Professor für Physiologische Chemie, Universitätsmedizin der JGU Mainz ǀ Professor of Developmental Neurobiology, King‘s College London, United Kingdom

Die Kunst des Neuronenschmiedens

Montag · 5. Juli 2021 · 18:15 Uhr
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de

Schon der Begründer der Neuronentheorie Santiago Ramón y Cajal hatte festgestellt: Im erwachsenen Gehirn sind die Nervenbahnen fixiert und unveränderlich – alles kann sterben, aber nichts kann regeneriert werden. Er fügte aber auch hinzu: Es ist an der Wissenschaft der Zukunft, dieses harsche Dekret, wenn möglich, zu revidieren.
Professor Berninger und seine Forschungsteams in Mainz und London verfolgen einen neuartigen experimentellen Ansatz, der genau diese visionäre Forderung Cajals aufgreift, und unternehmen den Versuch, im erwachsenen Säugetiergehirn neue Nervenzellen entstehen zu lassen. Dabei wird die Möglichkeit untersucht, andere Gehirnzellen in Nervenzellen umzuwandeln, ein Prozess der als direkte zelluläre Reprogrammierung bezeichnet wird. Durch das Einschleusen von Schlüsselregulatoren der Nervenzellbildung in sogenannte Gliazellen werden diese angeregt, ihre ursprüngliche zelluläre Identität aufzugeben und eine neue, d.h. neuronale, anzunehmen. Aber können diese induzierten Nervenzellen sich in das Nervenzellnetzwerk integrieren und möglicherweise sogar verlorengegangene Funktionen ersetzen? Professor Berninger wird Einblicke geben in ein spannendes Forschungsfeld, das noch viele Fragen aufwirft, in der Zukunft aber für neurodegenerative Erkrankungen neue Therapieansätze bereitstellen könnte.

Prof. Dr. Benedikt Berninger absolvierte ein Studium der Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seiner Dissertation am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (jetzt Neurobiologie) erhielt er ein Stipendium der Human Frontier Science Program Organisation, um als Fellow an der University of California, San Diego (USA) zu forschen. Nach einer Zwischenstation am Karolinska Institute (Stockholm, Schweden) kehrte er 2001 an das Max-Planck-Institut für Neurobiologie bei München zurück. Von 2005–2011 habilitierte sich Berninger an der LMU im Fach Physiologie. 2012 folgte er einem Ruf an das Institut für Physiologische Chemie der Universitätsmedizin der JGU, wo er seitdem eine Arbeitsgruppe leitet. Seit 2018 ist er auch Professor of Developmental Neurobiology am King's College London. 2021 erhielt er für seine Forschungen einen ERC Advanced Grant des European Research Council.