Thimm, Prof. Dr. Caja – Vortragsexposé – Sommersemester 2022

Themenschwerpunkt des Studium generale
Mündigkeit 4.0 – Ethik in der datafizierten Welt

Prof. Dr. Caja Thimm

Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität, Leiterin der Abteilung Medienwissenschaft, Sprecherin des Graduiertenkollegs "Digitale Gesellschaft", Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Ende der Demokratie?
Digitale Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Utopie und Dystopie

Donnerstag, 30. Juni 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de

Als Metaprozess gesellschaftlicher Transformation wirkt sich die Digitalisierung auf allen Ebenen der Demokratie aus (Mikro-, Meso- und Makroebene). Dabei oszillieren Gegenwartsdiagnosen und insbesondere Zukunftsprognosen zur Digitalisierung der demokratischen Gesellschaft im öffentlichen Diskurs zumeist zwischen optimistisch-utopischen Perspektiven einerseits sowie pessimistisch-dystopischen Szenarien andererseits. Besonderer Fokus des Vortrags liegt auf dem digitalen Strukturwandel politischer Öffentlichkeit. Über die Dominanz einiger weniger digitaler Online-Plattformen (Facebook, Twitter etc.) und algorithmenbasierter Technologien sind öffentlichkeitskonstitutive und zugleich wenig kontrollierbare Strukturen der Informations- und Wissensvermittlung entstanden, die im Bereich der politischen Kommunikation und demokratischer Selbstverständigung von besonderer Relevanz sind. Dabei ergeben sich neue Partizipationsoptionen ebenso wie neue Formen digitaler Kontrollpraxis durch die Datafizierung sozialen Handelns. Aus öffentlichkeitstheoretischer Perspektive diskutiert der Vortrag die in sozialen Medien manifestierten digitalen Teilöffentlichkeiten im Spannungsfeld zwischen Deliberation (Habermas) einerseits sowie Polarisierung und Fragmentierung (Filterblasen und Echokammern) andererseits.

Professor Dr. Caja Thimm ist seit 2001 Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität an der Universität Bonn. Sie hat in Heidelberg, San Francisco und Berkeley Linguistik, Communication Studies und Politische Wissenschaft studiert und diverse Gastprofessuren in den USA, Frankreich und Großbritannien wahrgenommen. Sie war Mitglied in einer Reihe von politischen Gremien, so in der Kommission zur Erstellung des 6. Altenberichts der Bundesregierung, den Enquetekommissionen "Verantwortung in der medialen Welt" und "Bürgerbeteiligung" in RLP, der Enquete der Landesregierung NRW zu "Subsidiarität und Partizipation". Im Juni 2021 wurde sie in die "Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste" berufen.
Prof. Thimm forscht seit Jahren zum Thema 'Technologie und Gesellschaft'. So u.a. im DFG-Schwerpunktprogramm "Mediatisierte Welten" im Projekt "Deliberation im Netz", oder "Verschwörung und Fake News in der Corona Pandemie". Seit Oktober 2017 ist sie Sprecherin des NRW-Graduiertenkollegs und des Forschungsverbundes "Digitale Gesellschaft". Dort leitet sie ein Teilprojekt zu "Datenpraktiken in Verwaltung und Journalismus". Sie hat über 20 Bücher herausgegeben, so "Die Maschine – Freund oder Feind? Mensch und Technologie im digitalen Zeitalter (2019), "Political Campaigning on Twitter: The EU Elections 2014" (2016) oder "Digitale Gesellschaft – Partizipationskulturen im Netz." (2014).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Sascha Dickel

Professor für Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
#Selberdenken. Epistemische Autonomie als problematisches Ideal digitaler Öffentlichkeit
Donnerstag, 7. Juli 2022, 18:15 Uhr