Mainzer Universitätsgespräche
Stress. Evolution, Funktion, Bewältigung
Dr. Hanja Brandl
Postdoc, Abteilung Kollektivverhalten, Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, Radolfzell · Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour, Universität Konstanz
Wenn gestresste Finken sich gegenseitig nerven –
Stress und seine Folgen in sozialen Tiergruppen
Dienstag, 29. November 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de
Das Leben birgt viele Gefahren und Unsicherheiten – auch für Tiere, denen Stressreaktionen teils beim Überleben helfen können. Die Funktionen und Folgen von Stress wurden traditionell meist an isolierten Tieren untersucht. Sehr viele Tiere leben aber in sozialen Partnerschaften und Gruppen – und der Stress eines Einzelnen kann dabei schnell auch die anderen betreffen. Stressübertragung – etwa, wenn sich der Stress, den jemand im Büro erlebt hat, auf Freunde und Familie zuhause ausbreitet – ist bei Men-schen schon länger bekannt. Aber auch in Tiergruppen gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass sich Stress von einem Individuum auf andere übertragen kann, die den Auslöser des Stresses gar nicht ken-nen. Stress kann dabei informativen Wert haben, etwa wenn es andere vor Gefahren warnt. Wenn Stress durch Ausbreitung in der Gruppe aber zu häufig auftritt, könnte er schädlich wirken und die Funk-tion der ganzen Gruppe beeinträchtigen. Der Vortrag gibt Einblicke in die Sozialgefüge der Tiere, zeigt an Beispielen wie Tiere auf Stress reagieren und stellt die jüngste Forschung an Stressübertragung in der Tierwelt vor.
Dr. Hanja Brandl ist Verhaltensforscherin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und an der Uni-versität Konstanz. Sie studierte Biologie an der Universität Wien und promovierte anschließend in Ham-burg und Sydney. Für ihre Forschung untersucht sie soziale Vogelarten im Labor wie im Freiland und in unterschiedlichen Regionen der Erde. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Rolle von Stress in sozia-len Tiergruppen und der Einfluss von Stress während der Entwicklungsphase auf die Entwicklung von Sozialverhalten.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Raffael Kalisch
Professor für Human Neuroimaging, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg Universität Mainz · Forschungsgruppenleiter am Leibniz Institut für Resilienzforschung LIR Mainz
Stress und Resilienz – Vom Objekt zum Subjekt
Dienstag, 13. Dezember 2022, 18:15 Uhr