Wodianka, Prof. Dr. Stephanie – Vortragsexposé – Wintersemester 2021/2022

Themenschwerpunkt des Studium generale
Mythen und Rituale – Zur Aktualität kultureller Traditionen

Prof. Dr. Stephanie Wodianka

Professorin für französische und italienische Literaturwissenschaft, Institut für Romanistik, Gründungsmitglied des DFG-Graduiertenkollegs »Deutungsmacht und Deutungsmachtkonflikte in Religion und Belief Systems«, Universität Rostock

Jeanne d‘Arc und Malalai, American Dream und die Nibelungen: Vernetzung und Echo-Effekt moderner Mythen

Montag, 29. November 2021, 18:15 Uhr
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de

Scheinbar alles kann heutzutage zu einem "Mythos" werden, geradezu inflationär wird der Begriff gebraucht. Deshalb geht der Vortrag zunächst anhand ausgewählter Beispiele der Frage nach, inwiefern vom Mythischen in der Moderne überhaupt zu sprechen ist. Der Fokus wird daran anschließend auf die Bedeutung moderner Mythen für kulturelle Identität, aber auch auf interkulturelle Potentiale des Mythischen gerichtet: Wo treffen sich scheinbar so unterschiedliche Figuren wie die französische Jungfrau von Orléans und die afghanische Nationalheldin Malalai? Was bringt die 'deutschen' Nibelungen mit dem American Dream zusammen? Die Überlegungen werden durch Beispiele aus Theater, Film, Literatur und Kunst anschaulich gemacht. In einem letzten Schritt wird der Fokus auf die Haltbarkeit und Stabilität des Mythischen in der Moderne gerichtet: Sind auch moderne Mythen – wie die antiken – überzeitlich 'haltbar', oder sind sie inflationäre Eintagsfliegen? Auch in der Moderne wird nicht alles zum Mythos – und nicht jeder moderne Mythos ist in gleicher Weise vergänglich. Was verleiht modernen Mythen relative Dauerhaftigkeit und kulturelle Relevanz?

Prof. Dr. Stephanie Wodianka ist seit 2010 Professorin für Französische und Italienische Literaturwissenschaft der Universität Rostock. Sie promovierte 2002 an der Universität Gießen und war von 2002 bis 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Sonderforschungsbereich 434 "Erinnerungskulturen" tätig. 2008 habilitierte sie an der Universität Gießen mit einer Arbeit zur Mythostheorie und Mythosgeschichte. Von 2011–2014 leitete sie das DFG-Projekt "Kulturwissenschaftliche Konzeptualisierung moderner Mythen", 2014–2017 war sie Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs "Kulturkontakt und Wissenschaftsdiskurs" der Universität Rostock, seit 2014 ist sie Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg "Deutungsmacht und Deutungsmachtkonflikte in Religion und belief systems".

Publikationen in Auswahl: Zwischen Mythos und Geschichte: Ästhetik, Medialität und Kulturspezifik der Mittelalterkonjunktur (Jeanne d’Arc / Matière de Bretagne) (2009); (Hg. mit Astrid Erll): Film und kulturelle Erinnerung: plurimediale Konstellationen (2008); (Hg. mit Juliane Ebert): Metzler Lexikon Moderne Mythen. Figuren, Konzepte, Ereignisse (2014); (Hg. mit Juliane Ebert): Inflation der Mythen? Zur Vernetzung und Stabilität eines modernen Phänomens (2016); (Hg. mit Yves Bizeul): Mythos und tabula rasa. Absoluter Anfang und totale Auslöschung als Denkform (2017); (Hg. mit Martina Kumlehn): Kulturen des Streits. Deutungsmachtkonflikte zwischen Konsens und Zerwürfnis (2021, im Erscheinen).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Thomas Hieke · Prof. Dr. Ansgar Franz

Professor für Altes Testament · Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik, JGU Mainz
Vom Mythos zum Ritus: Das Beispiel Pessach – Pascha – Ostern
Montag, 13. Dezember 2021, 18:15 Uhr