Gastvorträge
Stadtbrücke Frankfurt (Oder)/Słubice. Foto (Ausschnitt): Dr. Ilona Czechowska
Prof. Dr. Izabela Surynt
(Universität Breslau/Uniwersytet Wrocławski)
Deutsche und polnische Kommunikationskulturen
Montag, 20. November 2023, 14:00 Uhr, wahlweise Online- oder Präsenz-Teilnahme
Online: Link zum Livestream: https://bbb.rlp.net/rooms/kow-vys-eg0-ghy/join
Präsenz: Die Teilnahme vor Ort ist nach vorheriger Anmeldung möglich.
Anmeldung per E-Mail bitte an Kowalski@uni-mainz.de
Deutsche und polnische Kommunikationskulturen – oder warum reden wir so oft aneinander vorbei?
1. Erinnerungskulturen in Deutschland und in Polen – ein kurzer Überblick über die wichtigsten Narrative der Vergangenheit in Polen oder warum darf Warschaus eigenartige Architektur und das allgemeine Bild der Stadt von Deutschen nicht kritisiert werden? Zweite Weltkrieg und der polnische Diskurs über die deutsch-polnischen Beziehungen; Zweite Weltkrieg und das Bild der deutschen Gesellschaft in der Gegenwart.
2. Unsterbliche Stereotypen oder warum lassen sich alte Klischees der Deutschen in Polen jederzeit mühelos reaktivieren? Eine kurze Einführung in die Stereotypenforschung.
3. Alles anders oder warum kommunizieren wir so unterschiedlich? Ein paar Worte über die Theorien der Kulturdimensionen und Kulturstandards.
3.1.Kulturen des hohen und niederen Kontextes
3.2 Feminität versus Maskulinität
3.3 Machtdistanz
3.4 Kollektivismus versus Individualismus
3.5 Zeitorientierung (Langfrist- versus Kurzfristorientierung)
3.6 Unsicherheitsvermeidung
3.7 Leistungsorientierung
3.8 Humane Orientierung
3.9 Zukunftsorientierung
in der deutschen und polnischen Kultur als mögliche Quellen der critical incidents in den alltäglichen Interaktionen
Prof. Dr. Izabela Surynt: Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Wroclaw, Leiterin des Lehrstuhls für IK am Institut für soziale Kommunikation und Journalismus, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung, Vorstandsmitglied der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission, Ko-Vorsitzende der Societas Jablonoviana.
Forschungsfelder: deutsch-polnische Erinnerungskulturen, deutsch-polnische Beziehungen, Postkoloniale Studien, Gender Studies, Nationalismus und Rassismus. Mitherausgeberin der Reihe: Studien zur Multikulturalität bei Harrassowitz Verlag https://www.harrassowitz-verlag.de/reihe_219.ahtml.
Letzte Publikation: Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation (4 Bände).
Links zu den einzelnen Teilen des Handbuches:
Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation. Teilband 1: Von ANTISEMITISMUS bis KUNST. https://www.harrassowitz-verlag.de/Von_ANTISEMITISMUS_bis_KUNST/titel_6894.ahtml
Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation. Teilband 2: Von LITERATUR bis POLITIK. https://www.harrassowitz-verlag.de/Von_LITERATUR_bis_POLITIK/titel_7008.ahtml
Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation. Teilband 3: Von POPKULTUR bis STEREOTYP. https://www.harrassowitz-verlag.de/Handbuch_der_deutsch-polnischen_Kommunikation/titel_7188.ahtml
Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation. Teilband 4: Von THEATER bis WISSENSCHAFT. https://www.harrassowitz-verlag.de/Handbuch_der_deutsch-polnischen_Kommunikation/titel_7350.ahtml
Karolina Kuszyk
(Berlin und Niederschlesien)
Von Verdrängung zur Faszination.
Über die Einstellung zu den Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
Montag, 11. Dezember 2023, 18:15 Uhr, online
Link zum Livestream: → https://bbb.rlp.net/rooms/9uj-yfh-yzk-b6e/join
Von Verdrängung zur Faszination. Über die Einstellung zu den Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
"Poniemieckie" heißt auf Polnisch das ehemals Deutsche: Orte, Gebäude, Gegenstände, die von Millionen Deutschen zurückgelassen wurden, als sie am Ende des Zweiten Krieges gen Westen flüchteten oder vertrieben wurden. Die neuen Besitzer waren Polen, oft selbst Umgesiedelte.
Wie waren die ersten Begegnungen der polnischen Siedler und Zwangsumgesiedelten mit den übernommenen Häusern in Ostpreußen, Pommern und Schlesien? Welche Alltagsgegenstände, die die Deutschen hinterlassen haben, wurden von den Polen behalten? Welche wurden entsorgt und warum? Wie kamen die Neuankömmlinge mit der Fremdheit der neuen Landschaften und Gebäude klar?
In meinem Vortrag stelle ich die Umstände der Übernahme des deutschen Vermögens durch den polnischen Staat und seine Bürger:Innen dar. Ich gehe auf die Bedeutung des Wortes „poniemieckie“ ein, mit all seinen positiven und negativen Konnotationen und erzähle, wie sich der Umgang der Polen und Polinnen zu den deutschen Hinterlassenschaften seit der Nachkriegszeit bis heute gewandelt hat.
Link zu "Poniemieckie": https://czarne.com.pl/katalog/ksiazki/poniemieckie
Link zu "In den Häusern der anderen": https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/den-hausern-der-anderen/978-3-96289-146-6
Foto: © Grzegorz Lityński
Karolina Kuszyk, geboren 1977 in Legnica, lebt in Berlin und Niederschlesien und arbeitet als freiberufliche Autorin, Literaturübersetzerin und Lehrbeauftragte. Sie übersetzte u.a. Bernhard Schlink, Karen Duve, Antje Ravic-Strubel, Max Frisch und Ilse Aichinger ins Polnische und verfasste Beiträge u.a. für Zeit Online, Deutschlandradio Kultur, RBB, Zeit Online, Tagesspiegel Berlin, Notes Wydawniczy und Tygodnik Powszechny. "Poniemieckie" (Czarne Verlag 2019) wurde 2020 mit dem Arthur-Kronthal-Preis ausgezeichnet und regte in Polen eine lebhafte Diskussion über den Umgang mit dem deutschen Erbe an. Auf Deutsch ist das Buch mit dem Titel „In den Häusern der Anderen“ (ins Deutsche von Bernhard Hartmann, Ch. Links Verlag 2022) erschienen. Es wurde zu den "Top 20" der Redaktion der Süddeutschen Zeitung in der Kategorie "politisches Buch des Jahres 2022" gewählt. Anfang 2023 war das Buch mehrere Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Es wurde mit dem Preis des Meißner Literaturfestivals 2023 sowie mit dem Kulturpreis Schlesien 2023 des Landes Niedersachsen ausgezeichnet.
Prof. Dr. Paweł Zajas
(Adam-Mickiewicz-Universität Posen)
Internationale Warschauer Buchmesse und deutsche Kulturpolitik (1958–1990)
Montag, 15. Januar 2024, 18:15 Uhr, online
Link zum Livestream: → https://bbb.rlp.net/rooms/vmd-uiv-xg5-pqz/join
Internationale Buchmesse in Warschau 1985. Foto: Maciej Belina Brzorzowski, Polska Agencja Prasowa
Internationale Warschauer Buchmesse und deutsche Kulturpolitik (1958–1990)
Die 1956 in Posen gegründete und ab 1958 in Warschau stattfindende internationale Buchmesse expandierte in den 1960er-Jahren und stand im Hinblick auf ihre Bedeutung und Repräsentanz für Mittel- und Osteuropa in unmittelbarer Konkurrenz zur größten Buchmesse in Frankfurt am Main. Während die seit 1955 geltende Hallstein-Doktrin die Beteiligung westeuropäischer Verleger an der Leipziger Buchmesse weitgehend einschränkte, avancierte Warschau binnen kurzer Periode zum »Ost-West-Forum des Buchhandels« und zur »wichtigsten Buchmesse im Osten«, auf der das »Koexistieren von Welt- und Himmelsanschauungen zum Sinn der geistigen Begegnung« gehörte. Wegen der dünnen Archivlage bleibt die Geschichte der Warschauer Buchmesse bis heute ein weitgehend unerforschtes Kapitel der Literatur- und Kulturzirkulation zwischen West- und Osteuropa. Die Forscherinnen und Forscher sind daher vor allem auf Verweisungszusammenhänge aus den deutschen Archiven angewiesen. In meinem Vortrag wird erstens die vom Auswärtigen Amt unterstützte Teilnahme bundesdeutscher Verlage an der Warschauer Buchmesse historiografisch erfasst. Diese kulturpolitischen Maßnahmen stehen im Kontext der diplomatischen Annäherung vor der Unterzeichnung von bilateralen Abkommen mit den einzelnen Ostblock-Ländern. Zweitens machen die parallelen Überlieferungen aus dem ostdeutschen Börsenverein anschaulich, dass die Präsenz der bundesdeutschen Verlage in Warschau durch die Vertreter der DDR detailliert ausgewertet und auf die eigene Ausstellungspolitik bezogen wurde. Schließlich wird anhand der wenigen polnischen Quellen die Zensurpolitik der polnischen Parteigremien im Hinblick auf die Ausstellungspraxis bundesdeutscher Verlage analysiert.
Foto: Paweł Zajas, Privatfoto
Paweł Zajas, Prof. Dr., Professor für allgemeine Literaturwissenschaft an der Fakultät für Anglistik der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen sowie Research Fellow an der University of Pretoria. Forschungsschwerpunkte: Literaturtransfer, Soziologie der literarischen Übersetzung, Verlagsgeschichte, Zeitschriftenforschung, Literaturzirkulation im europäischen "Ostblock" im kulturellen Kalten Krieg.
Dr. Dominik Pick
(Adam Mickiewicz-Universität)
Warum verstehen die Deutschen nicht, wenn die Polen über die Geschichte reden? Die Unterschiede im kollektiven Gedächtnis in Polen und Deutschland
Montag, 22. Januar 2024, 14:00 Uhr, wahlweise Online- oder Präsenz-Teilnahme
Online: Link zum Livestream → https://bbb.rlp.net/rooms/kow-vys-eg0-ghy/join
Zoom-Verbindung vom Zentrum für Historische Forschung Berlin: → https://us06web.zoom.us/j/85610682190?pwd=7F7CDYb0XWmwHHbnN5PLEK8C1XuBYn.1
Identyfikator spotkania: 856 1068 2190
Kod dostępu: 209049
Präsenz: Die Teilnahme vor Ort ist nach vorheriger Anmeldung möglich.
Anmeldung per E-Mail bitte an kowalski@uni-mainz.de
Warum verstehen die Deutschen nicht, wenn die Polen über die Geschichte reden? Die Unterschiede im kollektiven Gedächtnis in Polen und Deutschland
Die Geschichte ist eines der Instrumente, die sowohl zur Konsensbildung als auch zur Verschärfung von Konflikten zwischen Menschen, sozialen Gruppen oder Nationen eingesetzt werden können. Wie Benedict Anderson formuliert hat, ist die Nation eine "imaginierte" Kategorie, die gerade durch den Bezug auf die Geschichte besonders legitimiert werden muss. Alle Nationen tun dies, wenn auch jede auf etwas andere Weise. Die Polen beziehen sich besonders stark auf die politische und militärische Geschichte. Narrative, die den polnischen Kampf um die Erhaltung der Unabhängigkeit erklären, der seit 1795 unter anderem gegen Preußen, später gegen das Deutsche Reich und schließlich gegen das Dritte Reich geführt wurde, sind von Bedeutung.
In Deutschland wird nach den Veränderungen der 1980er Jahre die Sozialgeschichte viel stärker betont, die politische Geschichte reduziert und die Militärgeschichte fast vollständig eliminiert. Woher kommen diese beiden unterschiedlichen Geschichtsauffassungen? Welche Rolle spielen sie unter dem Gesichtspunkt der nationalen Identitätsbildung in beiden Ländern? Dienen sie der Verständigung oder der Verschärfung des Konflikts zwischen Polen und Deutschen?
Foto: Dominik Pick, Privatfoto
Dr. Dominik Pick ist Historiker und Kulturwissenschaftler sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Adam-Mickiewicz-Universität. Zudem ist er Studiengangleiter für "Polish Studies" am Collegium Polonicum in Slubice, einem gemeinsamen Studiengang der Universität Viadrina und der Adam-Mickiewicz-Universität. Er ist wissenschaftlicher Sekretär der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der Historiker und Geographen und unterrichtet Geschichte am Allgemeinbildenden Lyzeum der Adam-Mickiewicz-Universität in Słubice. Dr. Pick ist darüber hinaus für verschiedene Institutionen tätig, darunter das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität. In der Zeit von 2016 bis 2020 war er an einem deutsch-polnischen Schulbuchprojekt mit dem Titel "Europa. Unsere Geschichte/Europa. Nasza Historia" beteiligt.
Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die deutsch-polnischen Beziehungen, die Geschichte Polens und Deutschlands im 20. Jahrhundert, Migration, Kulturtransfer, Städtepartnerschaften, Geschichtsdidaktik sowie die Geschichte der Solidarność-Bewegung in Polen.
Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen "Helmut Schmidt und Polen" (Bremen, 2011), "Ponad „żelazną kurtyną”" (Warschau, 2016) und "Europejska Droga. Partnerstwo Gdańska i Bremy" (Danzig, 2017). Sie können Dr. Pick per E-Mail unter dominik.pick@amu.edu.pl erreichen.
Abstrakt
Weitere Infos und Kontakt:
Dr. Barbara Kowalski
Mainzer Polonicum, JGU Mainz
E-Mail: Kowalski@uni-mainz.de
Internet: https://www.slavistik.uni-mainz.de/mainzer-polonicum/