Schärf, Prof. Dr. Christian – Vortragsexposé – Sommersemester 2022

Mainzer Universitätsgespräche
Heureka! Kreativität – oder wie das Neue entsteht

Prof. Dr. Christian Schärf

Apl. Professor, Vorstand des Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft, Fachbereich "Kulturwissenschaften & Ästhetische Kommunikation", Universität Hildesheim

Der Wunsch zu schreiben.
Literatur und kreative Latenz

Montag, 23. Mai 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de

Das Internet hat uns alle zu Schreibenden werden lassen. Schreiben auf Blogs, in Foren, sozialen Netzwerken oder in privaten Chats ist eine allgegenwärtige Tätigkeit geworden, die sich der landläufigen Ansicht nach noch immer deutlich von einem genuin literarischen Schreiben unterscheidet. Literarisches Schreiben erfolgt aus dem Entschluss, ein bestimmtes Konzept von Literatur zu verfolgen und umzusetzen, beispielsweise ein Gedicht oder einen Roman zu schreiben, sich also in ein kulturelles Modell einzuschreiben, das bereits existiert, das man selbst aber neu ausfüllen möchte, etwa auch indem man es überwindet oder transformiert.
Vor diesem Hintergrund repräsentiert der Wunsch, literarisch zu schreiben, eine kreative Latenz, die sich in den Subjekten regt und auf Umsetzung aus ist. Was bedeutet dieses Szenario für die kulturelle Prägung, für den Begriff der Literatur und für das Schreiben als Performanz literarischer Entwürfe? Wie gelangt man am Leitfaden dieses Wunsches zu den Fähigkeiten, literarisch zu schreiben? Kann man diese Fähigkeiten lernen und ein¬üben? Und was bedeutet das für unseren gegenwärtigen Begriff der Literatur? Im Geschriebenen ist das Schreibenwollen als Latenz eines kreativen Prozesses aufgehoben. Das lässt uns die Literatur selbst in einem neuen Licht betrachten.

Prof. Dr. Christian Schärf, Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Mainz. Daselbst Promotion und Habilitation und zwischen 1998 und 2006 Hochschuldozent am Deutschen Institut der JGU. Seit 2007 Professor am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim.
Letzte Publikationen: Die Idee des Romans. Würzburg 2021; Die Reise des Zeichners. Roman. Köln 2016; Der Flug der Fledermaus. Essays zu einer allgemeinen Poetik. Bielefeld 2015; Ein Winter in Nizza. Roman. 2014; Der Wunsch zu schreiben. Bielefeld 2013. – In Vorbereitung: Diebe des Feuers. Über den poetischen Wahnsinn (geplant für 2023).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Jürgen Howaldt

Professor für Soziale Innovation und Arbeit, Technische Universität Dortmund
Innovation neu denken – zur wachsenden Bedeutung sozialer Innovationen für die Gesellschaft
Montag, 13. Juni 2022, 18:15 Uhr