Monyer, Prof. Dr. Hannah – Vortragsexposé – Sommersemester 2021

Mainzer Universitätsgespräche online
Versprechen der Hirnforschung
Das Manifest der Neurowissenschaften revisited

Prof. Dr. Hannah Monyer

Ärztliche Direktorin der Abteilung Klinische Neurobiologie, Universitätsklinikum Heidelberg und Deutsches Krebsforschungszentrum DKFZ, Heidelberg

"Vergessen" aus neurowissenschaftlicher Perspektive

!!!Achtung, der Vortrag von Prof. Dr. Hannah Monyer am 28.06.21 muss leider ausfallen!!!

Es ist unmöglich, sich mit dem Thema Vergessen zu beschäftigen, ohne zu verstehen, wie Erinnerungen zustande kommen. Meistens wird Vergessen schlichtweg mit Fehlleistungen des Gedächtnisses assoziiert. Zahlreiche Beispiele aus Kunst und Wissenschaft sind Ausdruck dafür, dass dieses Thema uns alle seit jeher bewegt. Diese Beispiele belegen, dass das sich über die Jahrhunderte wandelnde Bild von Vergessen in enger Beziehung zu dem jeweiligen Verständnis von Gedächtnis steht. Darauf soll zunächst im Vortrag eingegangen werden, um anschließend psychologische Lern- und Vergessenstheorien des 20. Jahrhunderts sowie aktuelle Erklärungsmodelle aus den Neurowissenschaften vorzustellen. Es soll diskutiert werden, dass es sich beim physiologischen Vergessen nicht um eine Fehlleistung handelt, sondern dass Vergessen, ebenso wie Lernen, ein adaptiver Prozess ist, der evolutionär konserviert ist und die situative Anpassung eines Organismus an seine sich ständig wandelnde Umgebung gewährleistet. Während die molekularbiologischen und zellulären Prozesse, die Lernen und Gedächtnis gewährleisten, seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts intensiv erforscht wurden, sind Untersuchungen zum Vergessen rudimentär. Aus den vorhandenen Studien kann man jedoch bereits jetzt schließen, dass – ähnlich wie Mnemosyne und Lethe in der Antike – Gedächtnis und Vergessen auch aus biologischer Sicht getrennte Entitäten darstellen.

Hannah Monyer wurde in Rumänien geboren und kam kurz vor dem Abitur nach Deutschland. Sie hat Medizin in Heidelberg studiert und war zunächst als Ärztin am "Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim" und in der Neuropädiatrie an der Universität Lübeck klinisch tätig. Nach einer dreijährigen Postdoc-Zeit an der Stanford University und einer weiteren Ausbildung als Molekularbiologin bei Herrn Prof. Peter Seeburg am ZMBH wurde sie "Junior Group Leader" an der Medizinischen Fakultät in Heidelberg. Seit 1999 ist sie Klinische Direktorin und leitet die Abteilung "Klinische Neurobiologie der Medizinischen Fakultät Heidelberg", und seit 2009 auch Professorin der Helmholtz Gemeinschaft am DKFZ. Hannah Monyer erhielt zahlreiche renommierte Preise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Leibniz Preis, den Gay-Lussac-Humboldt-Preis, den Tsungming-Tu-Preis und ist Preisträgerin des Akademiepreises 2018 der "Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften". Sie ist Mitglied der "Heidelberger Akademie der Wissenschaften", der "Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina" und der "Academia Europaea".

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Benedikt Berninger

(Professor für Physiologische Chemie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Die Kunst des Neuronenschmiedens
Montag, 5. Juli 2021, 18:15 Uhr