Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Studium generale zum Themenschwerpunkt
Mythen und Rituale – Zur Aktualität kultureller Traditionen
Öffentliche Veranstaltungsreihe für alle Interessierten
Mythen gewinnen im postfaktischen Zeitalter zusehends an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Da Emotionen und Affekte durch Geschichten und Mythen besonders gut anzusprechen sind, gedeihen vielerorts Verschwörungsmythen z. B. zu Flat Earth oder gegenwärtig zur Corona-Pandemie. Medien und Filmindustrie lassen die mythischen Götter und Helden wie Odin und Thor wieder aufleben in Filmen und Serien wie American Gods oder im Marvel-Universum. Was aber macht Mythen aus, ihre Faszination, ihr Potenzial und ihre Grenzen? Sie sind keine statischen Narrative, sondern Formen und Leitlinien der Erinnerung, des historischen Gegenwartsbezugs sowie der Zukunftserwartung. Es stellt sich weniger die Frage nach ihrer Wahrheit, sondern danach, welche Wirklichkeit sie hervorrufen wollen.
Die Aktualität und Bedeutung kultureller Traditionen äußert sich nicht zuletzt darin, dass Menschen trotz der Corona-Pandemie auf sozio-kulturelle Kontakte und gewohnte Rituale wie Hochzeitsfeiern nur ungern verzichten. Was versteht man unter dem allgegenwärtigen Phänomen Ritual? Mit der Vielfalt und Wirkmacht ritueller Praktiken beschäftigt sich die interdisziplinär ausgerichtete Ritualforschung. Dabei wird zwischen routinierten Alltagshandlungen, Ritualisierungen wie dem Zähneputzen, und Ritualen im engeren Sinne wie z. B. einer Krönung als einer gesonderten Form menschlichen Verhaltens und Handelns unterschieden. Als Ritual wird eine menschliche Handlungsabfolge bezeichnet, die durch Standardisierung der äußeren Form, durch Wiederholung, Aufführungscharakter, Performativität und Symbolizität gekennzeichnet ist und eine elementare Sozialstruktur bildende und stabilisierende Wirkung besitzt.
Mythos und Ritual gehören zu den kulturwissenschaftlichen Grundbegriffen, ihre Geschichte, ihre Leistungen und Grenzen werden in zahlreichen Fächern analysiert und diskutiert. Die interdisziplinäre Vorlesungsreihe stellt Forschungen und Erkenntnisse dazu vor und greift gegenwärtige gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskurse auf.
Wichtiger Hinweis:
Für die Vorlesungsreihe sind so viele immatrikulierte Studierende im Rahmen ihrer curricularen Verpflichtungen angemeldet, dass aufgrund der an der JGU geltenden Corona-Schutzmaßnahmen die Öffnung der Veranstaltung für eine Präsenzteilnahme leider nicht möglich ist.
Die Vorträge dieser Reihe werden live gestreamt. Die Beiträge werden zudem aufgezeichnet und sollen allen Interessierten nachträglich als Aufnahme zugänglich sein.
→ Informationen zum Online-Zugang
Prof. Dr. Annette Zgoll · PD Dr. Christian Zgoll
Professorin für Altorientalistik, Direktorin des Seminars für Altorientalistik · Privatdozent für Klassische Philologie und Komparatistik, Seminar für Klassische Philologie und Seminar für Altorientalistik, Georg-August-Universität Göttingen – Initiatoren der "Göttinger Mythosforschung"
Älteste Mythen und neueste Mythosforschung
Montag · 8. November 2021 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
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→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Maria Moog-Grünewald
Professorin em. für Romanische Philologie und Vergleichende
Literaturwissenschaft, Romanisches Seminar, Eberhard Karls Universität Tübingen
Die Evidenz des antiken Mythos
Montag · 15. November 2021 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
→ Vortragsfolien als PDF-Datei
→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Stephanie Wodianka
Professorin für französische und italienische Literaturwissenschaft, Institut für Romanistik, Gründungsmitglied des DFG-Graduiertenkollegs »Deutungsmacht und Deutungsmachtkonflikte in Religion und Belief Systems«, Universität Rostock
Jeanne d‘Arc und Malalai, American Dream und die Nibelungen:
Vernetzung und Echo-Effekt moderner Mythen
Montag · 29. November 2021 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Thomas Hieke · Prof. Dr. Ansgar Franz
Professor für Altes Testament · Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik, Katholisch-Theologische Fakultät, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Vom Mythos zum Ritus:
Das Beispiel Pessach – Pascha – Ostern
Montag · 13. Dezember 2021 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Axel Michaels
Seniorprofessor und ehem. Leiter der Abteilung Kultur- und Religionsgeschichte Südasiens (Klassische Indologie), Südasien-Institut, Universität Heidelberg | Leiter der Forschungsstelle »Religions- und rechtsgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal« der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Sinn und Sinnlosigkeit von Ritualen
Montag · 17. Januar 2022 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
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→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Kathrin Audehm
Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Bildung und Heterogenität, Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Universität zu Köln
Erziehung im Ritual:
Rituelle Praktiken in Schule und Familie
Montag · 24. Januar 2022 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
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→ Vortragsaufzeichnung
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin | Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Rituale, Ritualkritik und historischer Wandel
Montag · 31. Januar 2022 · 18:15 Uhr
→ Vortragsexposé
→ Vortragsaufzeichnung
Der Vortrag ist auch auf Youtube verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=N8110AveZM4
→ Booklet des Studium generale mit Gesamtübersicht (PDF-Datei)