Mainzer Universitätsgespräche
Heureka! Kreativität – oder wie das Neue entsteht
Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla
Direktor des Heidelberger Instituts für Coaching | Professor für Psychotherapeutische Medizin, Universität Heidelberg
Kreativität: Theoretische Grundlagen und praktische Anwendungen
Montag, 25. April 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de
Kreativität, die Fähigkeit etwas Neues und Brauchbares zu erschaffen, ist ein Lebenselixier. Sie ist nicht nur für außergewöhnliche Leistungen bedeutsam, sondern auch für die Alltagsgestaltung. Eine kreative Einstellung zum Leben ist zudem eine Gesundheitsressource.
Die Grundbedingungen der Kreativität sind Begabungen und Talente, Wissen und Können, Motivation und Resilienz, produktive Persönlichkeitseigenschaften sowie fördernde und fordernde Umgebungsbedingungen (s. Kreativität – Konzept und Lebensstil. V&R, 3.Aufl., 2010). – Diese Grundbedingungen sind in den verschiedenen kreativen Domänen von unterschiedlicher Bedeutung. Sie entfalten sich in der alltäglichen Lebens- und Beziehungsgestaltung, in Wissenschaft, Literatur, Musik, bildender und darstellender Kunst auf jeweils besondere Weise. Auch in den verschiedenen Phasen des kreativen Prozesses – Vorbereitung, Inkubation, Illumination, Realisierung, Verifikation – spielen die genannten Grundlagen eine unterschiedliche Rolle.
Psychische Krisen und leichte Störungen können kreative Prozesse anregen. Eine schöpferische Melancholie wurde schon in der Antike beschrieben und ist bei so unterschiedlichen Personen wie J. W. v. Goethe, Robert Schumann und Pablo Picasso sowie Albert Einstein und Bill Gates sichtbar. Auch in der modernen Pop-Musik, besonders eindrücklich im "Blues", ist die schöpferische Bewältigung von Versagungen und Verstimmungen ein grundlegendes Motiv. Die schöpferische Verwandlung von depressiven Verstimmungen und traumatischen Erfahrungen kann jedoch auch scheitern. Beispiele hierfür sind Jim Morrison und Amy Winehouse.
Die Kenntnis kreativer Prinzipien ist für die Kreativitätsförderung sowohl im Alltag als auch in Bezug auf außergewöhnliche Leistungen hilfreich. Dabei kann man sich an den eingangs geschilderten Grundlagen der Kreativität orientieren: Erkennen und Fördern von Begabungen, Erwerb von Wissen und Können, Entwicklung von Motivation und Widerstandsfähigkeit und Gestaltung fördernder und fordernder Umgebungsbedingungen.
Schließlich dient eine kreative kulturelle Entwicklung der Überwindung von Hass und Gewalt. Als Beispiel dient der Song "Sympathy for the Devil" und seine Inszenierung.
Prof. Dr. med. Rainer Matthias Holm-Hadulla wurde nach einem Studium der Medizin und Philosophie Psychiater, Psychotherapeut und Psychoanalytiker. Er leitet das Heidelberger Institut für Coaching und forscht und lehrt an der Universität Heidelberg. Wegen seiner interdisziplinären Forschungen zur Kreativität wurde er in nationale und internationale Centers for Advanced Studies berufen. Gastprofessuren führten ihn nach China, Nord- und Südamerika. Seine wichtigsten Bücher sind: "Kreativität – Konzept und Lebensstil"; "Kreativität zwischen Schöpfung und Zerstörung"; "Leidenschaft – Goethes Weg zur Kreativität"; "Integrative Psychotherapie".
Literatur:
Kreativität – Konzept und Lebensstil. 3. Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, 2010.
Kreativität zwischen Schöpfung und Zerstörung. Vandenhoeck & Ruprecht, 2011.
Leidenschaft – Goethes Weg zur Kreativität. 3. Aufl. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019.
Integrative Psychotherapie – Ein schulenübergreifendes Modell. Psychosozial Verlag, 2021.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Mathias Benedek
Ass.-Professor, Leiter der Arbeitsgruppe Kreativität und Innovation/Creative Cognition Lab, Universität Graz
Neurokognitive Grundlagen des kreativen Denkens
Montag, 2. Mai 2022, 18:15 Uhr, online