Themenschwerpunkt des Studium generale
Mündigkeit 4.0 – Ethik in der datafizierten Welt
Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider
Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Informations- und Datenrecht, Leiterin der Forschungsstelle
für Rechtsfragen neuer Technologien sowie Datenrecht, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Datenrecht, Datenmacht & Datenschutz –
Selbstbestimmung im Netz
Donnerstag, 2. Juni 2022, 18:15 Uhr
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsform und weitere Hinweise unter www.studgen.uni-mainz.de
Insbesondere im Onlinesektor kommt es derzeit zu einer ganz erheblichen Übernutzung personenbezogener Daten, zum Teil unter Verstößen gegen das Datenschutz- und Verbraucherschutzrecht. Dies ist maßgeblich auf eine Informationsüberlastung der Nutzerinnen und Nutzer sowie auf ein datenschutzrechtliches Durchsetzungsdefizit zurückzuführen. Diese zwei Probleme führen beispielsweise dazu, dass Cookie-Banner häufig schlicht weggeklickt und Datenschutzerklärungen nicht gelesen werden. Hierunter leidet die digitale Selbstbestimmung des Einzelnen, die Fähigkeit, sich selbstbestimmt, frei und souverän im digitalen Raum bewegen zu können. Die Lösung dieser und anderer Probleme der effektiven digitalen Selbstbestimmung von Nutzern und Verbrauchern in der digitalen Welt könnte in sogenannte Privacy Information Management Systems (PIMS) liegen: Technischen Infrastrukturen, die für ihre Nutzer datenschutzrechtliche Einwilligungen verwalten, Informationen verständlich vermitteln, beraten und auch bei der Durchsetzung von datenschutzrechtlichen Betroffenenrechten unterstützen. Der Vortrag zeigt, welche Potenziale in solchen Privacy Information Management Systems (PIMS) stecken, die digitale Selbstbestimmung von Nutzern und Verbrauchern nachhaltig zu stärken, aber auch, welchen rechtlichen und technischen Umsetzungshürden sie sich noch gegenübersehen.
Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider wurde 1985 in Oldenburg geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Bremen promovierte sie 2011 mit der Schrift "Konsequenzen der Ökonomisierung informationeller Selbstbestimmung – Die zivilrechtliche Erfassung des Datenhandels" an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Für diese Arbeit erhielt sie den Wissenschaftspreis der Deutschen Stiftung für Recht und Informatik. Nach ihrem Referendariat in Landau, Stuttgart und London wurde sie 2015 zur Juniorprofessorin für Bürgerliches Recht, Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an der Universität zu Köln berufen, zum 1.1.2017 folgte sie einem Ruf an die Universität Passau auf den Lehrstuhl für Europäisches und Internationales Daten- und Informationsrecht. Nach Abschluss ihrer Habilitation zum Thema "Diktat der Technik – Regulierungskonzepte technischer Vertragsinhaltsgestaltung am Beispiel von Bürgerlichem Recht und Urheberrecht", für die sie mit dem Dieter-Meurer Preis des Deutschen EDV-Gerichtstages sowie mit dem Friedwart Bruckhaus Förderpreis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung ausgezeichnet wurde, erhielt sie zum April 2018 einen Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Informations- und Datenrecht. Hier leitet sie auch die Forschungsstelle für Rechtsfragen neuer Technologien sowie Datenrecht. Frau Professor Specht-Riemenschneider ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Recht und Informatik (DGRI), Mitglied des Vorstands der Deutschen Stiftung für Recht und Informatik (DSRI), Mitglied des Gesamtvorstandes der Vereinigung für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR) sowie stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen (SVRV) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV; in der 19. Legislaturperiode war der SVRV beim Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz angesiedelt).
Publikationen zum Thema (Auszug):
• Specht-Riemenschneider/Kerber, Designing Data Trustees – A Purpose-Based Approach, Datentreuhänder – Ein problemlösungsorientierter Ansatz, Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.), 2022, abrufbar unter: https://www.kas.de/documents/252038/16166715/Designing+Data+Trustees+-+A+Purpose-Based+Approach.pdf/ffadcb36-1377-4511-6e3c-0e32fc727a4d?version=1.0&t=1645010861750
• Specht-Riemenschneider/Kerber, Synergies between Data Protection and Competition Law, Verbraucherzentrale Bundesverband (Hrsg.), 2021, abrufbar unter: https://www.vzbv.de/sites/default/files/2021-11/21-11-10_Kerber_Specht-Riemenschneider_Study_Synergies_Betwen_Data%20protection_and_Competition_Law.pdf
• Specht-Riemenschneider/Blankertz, What regulation for data trusts should look like, Stiftung Neue Verantwortung (Hrsg.), 2021, abrufbar unter: https://www.stiftung-nv.de/sites/default/files/regulation_for_data_trusts_0.pdf
• Specht-Riemenschneider/Blankertz/Sierek/Schneider/Knapp/Henne, Die Datentreuhand – Ein Beitrag zur Modellbildung und rechtlichen Strukturierung zwecks Identifizierung der Regulierungserfordernisse für Datentreuhandmodelle, MMR-Beil. 2021, 25–48
• Gutachten zur Lage der Verbraucherinnen und Verbraucher 2021 (gemeinsame Veröffentlichung des Sachverständigen Rates für Verbraucherfragen des BMJV), 2021, abrufbar unter: https://www.svr-verbraucherfragen.de/wp-content/uploads/SVRV_Gutachten_2020.pdf
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Olga Levina
Professorin für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Sichere Digitale Geschäftsprozesse, TH Brandenburg
Das Physische hinter dem Digitalen – Ethische Aspekte der Digitalisierung
Donnerstag, 9. Juni 2022, 18:15 Uhr