Themenschwerpunkt des Studium generale
Mythen und Rituale – Zur Aktualität kultureller Traditionen
Prof. Dr. Axel Michaels
Senior Professor für Indologie, Universität Heidelberg
Sinn und Sinnlosigkeit von Ritualen
Montag, 17. Januar 2022, 18:15 Uhr
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de
Warum gibt es Rituale? Wer diese Frage stellt, fragt im Grunde nach der Bedeutung, dem Sinn oder der Funktion von Ritualen. Und derer gibt es viele. Denn Rituale stabilisieren, solidarisieren oder hierarchisieren soziale Beziehungen, machen Freude oder Angst, überhöhen Ereignisse, sind heil- oder wirksam oder markieren den Wechsel eines Lebensabschnittes, des Status oder der Kompetenz. Dennoch gibt es hinreichend Anlass, die These zu vertreten, dass Rituale bedeutungslos sind. Warum ist das so? Der Vortrag beschäftigt sich zunächst mit den begrifflichen und konzeptuellen Grundlagen für die Definition von Ritualen und der Abgrenzung zu verwandten Begriffen, danach mit der Suche nach einer Antwort auf diese Frage in der Forschung und kommt zu dem eigenen, vermeintlich paradoxen Schluss, dass Rituale in der Tat bedeutungslos sind, dies aber nicht ohne Bedeutung ist. Am Schluss wird diese These Theorien gegenübergestellt, die die Wirksamkeit von Ritualen betonen.
Prof. Dr. Axel Michaels studierte Indologie, Philosophie und Jura in Hamburg und Benares. Er war Direktor des Nepal Research Centre (Kathmandu, 1981–1983) und 1986 Spalding Visiting Fellow in Oxford. 1992 folgte ein Ruf auf die Professur für Religionswissenschaft an der Universität Bern, 1996 auf die Professur für Klassische Indologie am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Von 2001–2012 war er Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs "Ritualdynamik", von 2007–2017 Gründungsdirektor des Exzellenzclusters "Asia and Europe in a Global Context". Seit 2016 ist er Seniorprofessor für Indologie am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Michaels war Vizepräsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, wo er seit 2014 das Forschungsprojekt "Religions- und rechtsgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal" leitet. Seit 2020 ist er Vorsitzender des Kuratoriums der von Portheim-Stiftung mit dem Heidelberger Völkerkundemuseum. Seine Forschungsgebiete sind Kultur- und Rechtsgeschichte Indiens und Nepals sowie (hinduistische) Rituale.
Zu den wichtigsten Buchpublikationen gehören: Die Autonomie des Rituals: Eine transkulturelle Perspektive (erscheint 2022 im Kröner-Verlag); Homo ritualis: Hindu Rituals and its Significance for Ritual Theory. (Oxford, New York: Oxford University Press, 2016); Der Hinduismus: Geschichte und Gegenwart. (3. Aufl. München: C.H. Beck, 2016; Engl. Übers.: Hinduism. Past and Present, Princeton University Press, 2004); (mit Niels Gutschow): Handling Death. The dynamics of Death and Ancestor Rituals among the Newars of Bhaktapur, Nepal; Growing up. Hindu and Buddhist Initiation Rituals among Newar Children in Bhaktapur, Nepal; Getting Married – Hindu and Buddhist Marriage Rituals among Newars of Bhaktapur and Patan, Nepal (3 vols., Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2005, 2008 and 2012); Śiva in Trouble. Rituals and Festivals at the Paśupatinātha temple of Deopatan, Nepal (New York & Oxford: Oxford University Press, 2008).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Kathrin Audehm
Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Bildung und Heterogenität, Universität zu Köln
Erziehung im Ritual: Rituelle Praktiken in Schule und Familie
Montag, 24. Januar 2022, 18:15 Uhr