Audehm, Prof. Dr. Kathrin – Vortragsexposé – Wintersemester 2021/2022

Themenschwerpunkt des Studium generale
Mythen und Rituale – Zur Aktualität kultureller Traditionen

Prof. Dr. Kathrin Audehm

Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Bildung und Heterogenität, Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Universität zu Köln

Erziehung im Ritual:
Rituelle Praktiken in Schule und Familie

Montag, 24. Januar 2022, 18:15 Uhr
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de

Rituale boomen, nicht nur in den sozialen Medien. Dabei überwiegt inzwischen ein ausgesprochen positiver Blick auf sie. Die Erziehungswissenschaft ist Ritualen dagegen, ähnlich wie die Soziologie, zunächst mit Skepsis begegnet. Dies ändert sich allmählich und gegen Ende des letzten Jahrhunderts schlägt auch hier das Pendel in die Gegenrichtung um. Dabei existiert ein breites Spektrum an untersuchten Phänomenen, die von Fest- bis zu Alltags-, von Makro- bis zu Mikroritualen reichen. Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die empirische Forschung und nimmt dabei eine eigene Positionsbestimmung vor, indem Rituale als symbolische Handlungskomplexe und machtvolle Inszenierungen erklärt werden, für deren Gelingen der körperliche Mit- und Nachvollzug entscheidend ist. Dies wird anschließend anhand ethnographischer Untersuchungen zur Familienmahlzeit und einer Einschulungsfeier exemplarisch vertieft: Inwiefern lassen sich Rituale als pädagogische Praktiken bezeichnen und welche Art von Erziehung wird in ihnen relevant? Welche Funktionen erfüllen die Rituale und welche Risiken sind mit ihnen verbunden?

Prof. Dr. Kathrin Audehm ist seit 2019 Professorin für Bildung und Heterogenität an der Universität zu Köln. Sie war von 1999–2010 im DFG-Sonderforschungsbereich 447 "Kulturen des Performativen" sowie von 2005–2011 am Arbeitsbereich Anthropologie und Erziehung der Freien Universität Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Sie promovierte 2005 mit einer ethnographischen Studie zum Tischritual in Familien und habilitierte 2013 mit einer Arbeit über pädagogische Autorität an der Freien Universität Berlin. Zwischen 2010 und 2013 vertrat sie verschiedene Professuren und wurde 2013 an die Universität Hildesheim als Professorin für Bildungsorganisation, Gender und lebenslanges Lernen in Europa berufen. Seit 2019 leitet sie das Teilprojekt "Jugendliche" im DFG-Projekt "Zum analytischen Potenzial qualitativer Längsschnittinterviews im Rahmen der empirischen Sozialisationsforschung".

Publikationen in Auswahl: Erziehung bei Tisch. Zur sozialen Magie eines Familienrituals (2007); (Hg. mit Hans Rudolph Velten): Transgression – Hybridisierung – Differenzierung. Zur Performativität von Sprache, Kultur und Gesellschaft (2007); (Hg. mit Birgit Althans, Beate Binder, Moritz Ege, Alexa Färber): Kreativität. Eine Rückrufaktion (2008); (Zus. mit Christoph Wulf, Birgit Althans, Constanze Bausch, Michael Göhlich, Stephan Sting, Anja Tervooren, Monika Wagner-Willi, Jörg Zirfas): Ritual and Identity: The Staging and Performing of Rituals in the Lives of Young People (2010); (Hg. mit Iris Clemens): GemeinSinn (2013); (Hg. mit Birgit Althans): Kultur und Bildung – kulturelle Bildung? (2019).

Abschließender Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger

Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin | Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit, Westfälische
Wilhelms-Universität Münster
Ritual, Ritualkritik und historischer Wandel
Montag, 31. Januar 2022, 18:15 Uhr