Fuchs, Prof. Dr. Dr Thomas – Vortragsexposé – Sommersemester 2021

Mainzer Universitätsgespräche online
Versprechen der Hirnforschung.
Das Manifest der Neurowissenschaften revisited

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs

Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter der Sektion "Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie", Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg

Warum die Wirklichkeit nicht im Gehirn ist. Kritik des Neurokonstruktivismus

Montag, 26. April 2021, 18:15 Uhr,
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de

Aus neurokonstruktivistischer Sicht erzeugt das menschliche Gehirn eine interne Simulation der Außenwelt, die als phänomenale Welt in unserem Bewusstsein erscheint. Ein fiktives "Gehirn im Tank", aus dem Körper herauspräpariert und von einem Computer geeignet stimuliert, könnte nach dieser Auffassung die gleiche Welt erleben wie wir. Ist also unsere erlebte Wirklichkeit in Wahrheit nur ein "Kopfkino", eine bunte Scheinwelt? – Der Vortrag zeigt, warum die erlebte Welt nicht im Kopf zu finden ist, und entwickelt dazu eine verkörperte und ökologische Sicht des Geistes. Aus dieser Sicht fungiert das Gehirn nur als ein Vermittlungsorgan für die Beziehungen des lebendigen Organismus zur Umwelt und für unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Als solches ist es eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung für menschliches Erleben und Verhalten. Fazit: Es ist nicht das Gehirn, sondern immer der lebendige Mensch, der fühlt, denkt und handelt.

Thomas Fuchs, Prof. Dr. med. Dr. phil., Psychiater und Philosoph, Karl-Jaspers-Professor für philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg.
Forschungsschwerpunkte: Phänomenologische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie, Theorien der Verkörperung und der Neurowissenschaften.
Buchpublikationen u.a.:
• Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie. Frankfurt/M., 2020.
• Randzonen der Erfahrung. Beiträge zur phänomenologischen Psychopathologie. Freiburg, 2020.
• Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption. 6. Aufl. Stuttgart, 2021.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Oliver Tüscher
(Professor für Klinische Resilienzforschung und Neuropsychiatrie, JGU Mainz)
Diagnose und Therapie der Alzheimer-Krankheit – wo stehen wir?
Montag, 3. Mai 2021, 18:15 Uhr