Ammon, Prof. Dr. Sabine – Vortragsexposé – Sommersemester 2021

Mainzer Universitätsgespräche online
Neue Bilder: Daten, Wissen, Visualisierungen

Prof. Dr. Sabine Ammon

Professorin für Wissensdynamik und Nachhaltigkeit in den Technikwissenschaften, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb sowie Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, Technische Universität Berlin

Denken durch Bilder: Zur Rolle von Visualisierungen in Entwurfsprozessen

Donnerstag, 17. Juni 2021, 18:15 Uhr,
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de

In meinem Vortrag untersuche ich Arten und Weisen, wie wir in Prozessen des Entwerfens mit Bildern denken und schlussfolgern. Dabei zeige ich, wie die weit verbreitete Vorstellung einer spontanen und intuitiven Vision vor dem geistigen Auge – verkörpert als das Klischee der Serviettenskizze – unser Verständnis von Entwurfsprozessen in die Irre führt. Die Rede von der Serviettenskizze verdeckt die explorativen Schlussfolgerungen, die beim Kritzeln mit Bleistift auf ein Blatt Papier ebenso wie in komplexen Modellierungsvorgängen und ihren Visualisierungen gemacht werden. Anhand von vielen Beispielen aus Architektur und Produktentwicklung möchte ich die Milieus der Reflexion aufzeigen, die anspruchsvolle Erkundungsprozesse in diesen Domänen ermöglichen. Der Genese neuer technischer Artefakte liegen spezifische Techniken und epistemische Strategien zugrunde, die paradigmatisch für bildliches Denken stehen. Denn das für die Entwicklung neuer Artefakte notwendige Wissen kann nur mit Formen des bildlichen Schlussfolgerns gewonnen werden.

Sabine Ammon arbeitet als Philosophin an der TU Berlin mit Schwerpunkten in der Philosophie und Ethik des Entwerfens und der Technik. Sie leitet das interdisziplinär ausgerichtete Fachgebiet "Wissensdynamik und Nachhaltigkeit in den Technikwissenschaften", das in Lehre und Forschung eine Brücke zwischen philosophischer Reflexion und technikwissenschaftlicher Praxis schlägt. Nach dem Studium der Architektur und Philosophie führten sie Studien- und Forschungsaufenthalte an die University of London, Harvard University, ETH Zürich und das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover, gefolgt von wissenschaftlichen Tätigkeiten an der Universität Basel, der BTU Cottbus-Senftenberg sowie der TU Darmstadt. Ihre Dissertation (2009) entwickelte die erkenntnistheoretische Grundlage für einen prozessualen und pluralen Wissensbegriff, ihre Habilitation (2018) eine Epistemologie des Entwerfens. Sie ist Sprecherin des Forschungsverbundes "Wissensdynamik in den Technikwissenschaften", des "Present Futures Forums" an der TU Berlin sowie wissenschaftliche Leiterin des "Berlin Ethics Labs".

Publikationen zum Thema (Auswahl)
Sabine Ammon. Drawing inferences: Thinking with 6B (and sketching paper). Philosophy & Technology (2019), 32, 591−612. Open access: https://doi.org/10.1007/s13347-018-0323-5.
Sabine Ammon. Why designing is not experimenting: Design methods, epistemic praxis and strategies of knowledge acquisition in architecture. Philosophy & Technology (2017), 4, 495–520. Open access: https://doi.org/10.1007/s13347-017-0256-4.
Sabine Ammon, Inge Hinterwaldner (Hg.). Bildlichkeit im Zeitalter der Modellierung. Operative Artefakte in Entwurfsprozessen der Architektur und des Ingenieurwesens. München u.a.: Wilhelm Fink Verlag 2017.
Sabine Ammon, Eva Maria Froschauer (Hg.). Wissenschaft Entwerfen. Vom forschenden Entwerfen zur Entwurfsforschung der Architektur. München u.a.: Wilhelm Fink Verlag 2013.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Daniel Hornuff
(Professor für Theorie und Praxis der Gestaltung, Kunsthochschule Kassel)
Hassbilder in den Sozialen Medien
Donnerstag, 24. Juni 2021, 18:15 Uhr