STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"LEBENSWISSEN: VOM UMGANG MIT WISSENSCHAFT"
Prof. Dr. Ottmar Ette (Potsdam)
Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft
Mittwoch, 18. April 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Was leisten die Philologien, was leisten die Geisteswissenschaften innerhalb der sich rasch umgestaltenden Wissenslandschaft von Kultur- und Naturwissenschaften? Welche Antworten lassen sich auf die Frage nach dem Nutzen und Nachteil der Literaturwissenschaft für das Leben finden? Die Literatur, so könnte man mit Friedrich Nietzsche oder Roland Barthes sagen, "ist immer allem anderen voraus" und entwirft in kultureller Vielfalt ein Lebenswissen und ÜberLebenswissen, das Antworten auf die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts gibt: "Wie wollen wir zusammenleben?" Es geht um die Entfaltung einer geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung, die an das breite Spektrum von gr. bios anknüpft. Denn die Suche nach dem Ort des Menschen im Universum gehörte stets zum genuinen Aufgabengebiet der Philologien. Es gilt, heute auch die prospektive Dimension von Literatur als Erlebenswissen und Zusammenlebenswissen zu nutzen, um auf dialogische Weise komplementär zu vorrangig am "bloßen Leben" ausgerichteten Disziplinen vollgültige Lebenswissenschaften zu entwickeln.
Ottmar Ette hat seit 1995 den Lehrstuhl für französisch- und spanischsprachige Literaturen an der Universität Potsdam inne. Er erhielt den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis für seine Edition von A.v.Humboldts Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents (2 Bde., Insel 1991), den Nachwuchswissenschaftler-Preis für Romanische Literaturwissenschaft der Universität Freiburg für seine Dissertation über José Martí (Niemeyer 1991) sowie den Hugo Friedrich und Erich Köhler-Forschungspreis für seine Habilitationsschrift über Roland Barthes (Suhrkamp 1998). 2004/2005 arbeitete er als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er ist Begründer und Mitherausgeber der elektronischen Zeitschrift HiN – Alexander von Humboldt im Netz sowie Mitherausgeber der Zeitschrift Iberoamericana. Zu seinen neuesten Buchpublikationen zählen Literatur in Bewegung (Velbrück Wissenschaft 2001), Weltbewußtsein (Velbrück Wissenschaft 2002), ÜberLebenswissen – die Aufgabe der Philologie (Kadmos 2004) und ZwischenWeltenSchreiben – Literaturen ohne festen Wohnsitz (Kadmos 2005).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs (Professor für Psychiatrie, Oberarzt, Universitätsklinikum Heidelberg)
Lebenswissenschaft und Lebenswelt: Erfasst die Biomedizin das Lebendige?
Mittwoch, 2. Mai 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)