Prof. Dr. Weertje Willms – Vortragsexposé – Wintersemester 2017/2018

Themenschwerpunkt
FAMILIE, FREUNDE, PARTNER. BEZIEHUNGEN IM KULTURVERGLEICH

Prof. Dr. Weertje Willms
Professorin für (interkulturelle) Germanistik und Komparatistik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Darstellungsformen von interkulturellen Familienkonzepten in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

Montag, 8. Januar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Interkulturelle Literatur – verstanden als Literatur, die ein Spannungsfeld zwischen dem kulturell Eigenen und Fremden verhandelt – ist in den letzten 10–15 Jahren auf dem deutschen Buchmarkt zu einer wichtigen Größe geworden. Dabei spielen vor allem die Texte von jenen Autorinnen und Autoren eine prominente Rolle, deren Herkunft und Muttersprache außerhalb Deutschlands liegen, und die sich in ihren Texten mit ihren interkulturellen Erfahrungen auseinandersetzen und diese poetisch fruchtbar machen. Darüber hinaus fällt innerhalb der Gegenwartsliteratur eine deutliche Präsenz von Familien- und Generationenromanen auf, ein Genre, das auch in der interkulturellen Literatur eine große Rolle spielt. Ein Blick auf das mittlerweile große Corpus interkultureller Familien- und Generationenromane zeigt eine interessante Vielfalt an literarischen Gestaltungsformen, innerhalb derer sich einige wiederkehrende Muster erkennen lassen.
Der Vortrag möchte zentrale Tendenzen der literarischen Gestaltung von Familie und Generationen in der interkulturellen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur aufzeigen und anhand von ausgewählten Beispieltexten diskutieren. Vor allem Werke deutsch-russischer Autorinnen – wie Lena Gorelik, Julya Rabinowich und Natascha Wodin – werden im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. An ihnen soll dargelegt werden, wie die unterschiedlichen narrativen Strategien semantisch funktionalisiert werden. Dabei lassen sich interessante Korrelationen zwischen literarischen Darstellungsformen und Familien- und Identitätskonzepten erkennen.

Weertje Willms ist seit 2014 außerplanmäßige Professorin für (interkulturelle) Germanistik und Komparatistik am Deutschen Seminar an der Universität Freiburg. Studium der Komparatistik, Slavistik und Psychologie in Moskau, Mainz und München, Promotion 1999 in München, Habilitation 2006 in Berlin. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf Interkulturalitäts- und Kulturtransferforschung, deutsch-russischen Kulturbeziehungen, Gegenwartsliteratur und Literaturvermittlung in der Öffentlichkeit. In diesem Zusammenhang hat sie das Amt der stellvertretenden Sprecherin des Internationalen Graduiertenkollegs "Kulturtransfer und 'kulturelle Identität'. Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext" inne und organisiert regelmäßig Veranstaltungen zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Für ihre innovativen Lehrkonzepte wurde sie 2015 mit dem Lehrpreis der Universität Freiburg ausgezeichnet.
Wichtige Publikationen: Die Suche nach Lösungen, die es nicht gibt. Gesellschaftlicher Diskurs und literarischer Text in Deutschland zwischen 1945 und 1970. Würzburg 2000; Geschlechterrelationen in Erzähltexten der deutschen und russischen Romantik. Hildesheim 2009; Die interkulturelle Familie. Literatur- und sozialwissenschaftliche Perspektiven. Hg. zus. mit Michaela Holdenried und Stefan Hermes. Bielefeld 2012; "Zum Zusammenhang von Identität und literarischer Form in den Texten russisch-deutscher Gegenwartsautorinnen". In: Thomas Klinkert (Hg.): Migration et identité. Freiburg 2014, S. 169–192.
Kontakt: weertje.willms@germanistik.uni-freiburg.de

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Vera King

(Professorin für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Geschäftsführende Direktorin, Sigmund-Freud-Institut, Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, Frankfurt am Main)
Migrationserfahrungen und ihre Folgen in Familien
Montag, 15. Januar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)