Prof. Dr. Miriam Beblo – Vortragsexposé – Wintersemester 2018/2019

Themenschwerpunkt
"Wie fair ist Deutschland? Befunde und Perspektiven zur Geschlechtergerechtigkeit"

Prof. Dr. Miriam Beblo
Professorin für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Arbeitsmarkt, Migration, Gender,
Fachbereich Sozialökonomie, Universität Hamburg

Der Gender Pay Gap und andere Ungleichheiten

Dienstag · 27. November 2018 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)

Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist ein zeitlich und geografisch allgegenwärtiges Phänomen. Ein Teil des Lohnunterschiedes kann durch beobachtbare Merkmale erklärt (wenn auch nicht immer gerechtfertigt) werden. Dieser erklärte Lohnunterschied verringert sich, je mehr sich weibliche und männliche Beschäftigte, z.B. in ihrem Bildungsniveau, angleichen. Während damit der gesamte Lohnunterschied im Zeitverlauf sinkt, bleibt aber der "unerklärte Rest" konstant. Zur Erforschung dieses Restes bieten sich experimentelle Forschungsansätze an. Neben so genannten Audit studies, bei denen Bewerbungen von fiktiven weiblichen und männlichen Personen verschickt werden, um Arbeitgeberdiskriminierung anhand der jeweiligen Rückrufquoten zu messen, werden zunehmend auch Experimente zu den individuellen Präferenzen von Arbeitnehmer/innen gemacht. Ich stelle in meinem Vortrag exemplarisch drei Ansätze vor: 1) Eine fremde Studie zur Diskriminierung von Künstlerinnen durch Käuferinnen und Käufer auf dem Kunstmarkt, 2) ein eigenes Experiment zu Verhaltens- und Präferenzunterschieden in einer Arbeitsmarkt-Situation und 3) eine eigene Analyse zu den Ursachen von Präferenzunterschieden insbesondere bezüglich Erwerbsarbeit. Diese Ansätze zeigen, dass Lohnunterschiede sowohl durch pure Diskriminierung als auch durch unterschiedliche Wünsche und damit Reaktionen auf Wettbewerbssituationen zustande kommen können und dass Präferenzen durch politische Institutionen beeinflussbar sind.

Prof. Dr. Miriam Beblo ist angewandte Mikroökonomin mit den Themenschwerpunkten Arbeit und Familie. Sie hat die Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Arbeitsmarkt, Migration, Gender am Fachbereich Sozialökonomie der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg inne. Frühere berufliche Stationen waren die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und die Freie Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die empirische Arbeitsmarkt- und Familienökonomie – ökonometrisch und experimentell – sowie die Zeitverwendungs- und quantitative Geschlechterforschung. Miriam Beblo ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Juli 2018 wurde sie in die Sachverständigenkommission für den 9. Familienbericht der Bundesregierung berufen. Dem Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin gehört sie seit dem Jahr 2005 an. Seit September 2017 ist sie stellvertretende Direktorin der Hamburg Research Academy.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Clarissa Rudolph
(Professorin für Politikwissenschaft und Soziologie, Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg)
»Wir produzieren ja keine Autos, sondern wir haben Menschenleben dahinterstehen« – Sorgearbeit und Geschlechtergerechtigkeit
Dienstag · 4. Dezember 2018 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)