Alexander Weigel – Vortragsexposé – Wintersemester 2010/2011

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung

KLEISTS REZEPTION

zu folgendem Vortrag ein:



Der ursprünglich für den 08.11.10 vorgesehene Vortrag von Alexander Weigel (Berlin)

Heinrich von Kleist und das DDR-Theater

Ein politisch-theatralischer Überblick

muss wegen Erkrankung des Referenten leider ausfallen!



Heinrich von Kleist hatte es durch die nazistische Entdeckung seiner "stählernen Romantik" zwischen 1933 und 1945 und den propagandistischen Missbrauch mehrerer seiner Dramen durch den Nationalsozialismus nach Kriegsende in der DDR nicht weniger schwer als in seiner gesamten Rezeptionsgeschichte. Der politisch einflussreichste marxistische Literaturwissenschaftler, Georg Lukács, ließ von seinen Werken nur "Der zerbrochne Krug" und "Michael Kohlhaas" als "realistisch" gelten, während Kleist selbst stets ein "reaktionärer, altständischer Junker" geblieben sei. Diese ideologische Belastung machte die Rettung und Rezeption Kleists für das Theater in der DDR zu einer langwierigen Geschichte. Mitte der 70er Jahre lösten sich zwar die Verkrampfungen und Kleist wurde dem "humanistischen Erbe" einverleibt. Es entstanden, neben dem allgegenwärtigen "Zerbrochnen Krug", viele Inszenierungen des im "sozialistischen Preußen" höchst aktuell wirkenden "Prinz Friedrich von Homburg". Das Kleist-Repertoire der DDR-Bühnen blieb zwar in seiner Breite insgesamt beschränkt; Experimente mit problematischeren Werken fanden kaum statt. Dennoch spielte der Dichter in der Diskussion um Literatur und Leben, um die Rolle des Staates und das Recht und die Freiheit des Einzelnen eine zunehmende Rolle.



Alexander Weigel, geb. 1935 in Zwickau/Sa.; 1954–1958 Studium der Geschichte (und Literatur- und Philosophiegeschichte bei Hans Mayer und Ernst Bloch) in Leipzig, Mitglied der Studentenbühne. 1958–1960 Regie- und Dramaturgieassistent in Rostock, 1960–1963 Dramaturg in Greifswald, 1963/64 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift Theater der Zeit. 1964–2001 Dramaturg am Deutschen Theater, u.a. Heiner Müllers bei seinen Inszenierungen von Der Lohndrücker (1988), Hamlet/Maschine (1990) und Mauser (1991).



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Friedemann Kreuder (Mainz)

"Prinz Friedrich von Homburg" an der Berliner Schaubühne 1972

Montag, 15. November 2010, 18:15 Uhr, P 3 (Philosophicum)