Andreas Gniffke und Dr. Andrea Rapp – Vortragsexposé – Sommersemester 2005

MITTELALTER UND (NEUE) MEDIEN

Andreas Gniffke / Dr. Andrea Rapp (Universität Trier)

Das digitalisierte Mittelalter

Dienstag, 28.06.05; 18.15 Uhr, P2 (Philosophicum)

Die moderne Digitalisierungstechnik macht es möglich, den Nutzern immer anspruchsvollere, komplexere und benutzerfreundlichere Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Auch die Mediävistik stellte sich den Herausforderungen der neuen Medien und zahlreiche Editionen, Faksimiles und Hilfsmittel wurden auf CD-Rom oder im Internet veröffentlicht.
Es verwundert dabei nicht, dass frühe Gehversuche in einem neuen Medium große Qualitätsunterschiede mit sich bringen, gerade in den letzten Jahren sind die Ansprüche an digita-le Medien jedoch enorm gestiegen. Vorurteile gegenüber dieser Form der wissenschaftlichen Publikation sind immer noch weit verbreitet und werden durch eine Schwemme minderwertiger Digitalisate weiter befördert. Ziel der Entwickler muss sein, Produkte anzubieten, die wissenschaftliche Verlässlichkeit garantieren. Digitale Editionen müssen zitierfähig sein, im Falle von Internetpublikationen muss die Nachhaltigkeit garantiert sein usw.
Wir wollen im Rahmen dieser Veranstaltung versuchen, die große Bandbreite des 'digitalisierten Mittelalters' deutlich zu machen. In einem ersten Schritt werden wir die technologischen Voraussetzungen für anspruchsvolle Digitalisierungsprojekte vorstellen und problematisieren. Es ist zu bedenken, dass unterschiedliche Textsorten ganz unterschiedliche Ansprüche sowohl an die Entwickler als auch an die Nutzer stellen; ein digitales Faksimile einer mittelalterlichen Handschrift muss mit anderen Werkzeugen angefertigt werden als die elektronische Version eines Wörterbuchs oder anderer Nachschlagewerke.
In einem zweiten Schritt werden für diese ganz unterschiedlichen Anforderungen Beispiele vorgeführt, die deutlich machen, wo die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen digitaler Publikationen liegen.

Andreas Gniffke, geb. 1977 in Koblenz, Studium der Germanistik und Geschichte in Trier. Seit 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier, beschäftigt im DFG-geförderten Projekt 'Digitalisierung des Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300'.

Dr. Andrea Rapp, geb. 1963 in Birkesdorf/Düren, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Trier, Promotion 1996 mit einer Arbeit über Diebold Laubers Werkstatt in Hagenau (Elsaß), einem Schreib- und Maleratelier, das am Vorabend des Buchdrucks in den Jahren zwischen 1420 und 1470 neue Wege der Buchproduktion erprobte. Seit 1990 Lehrbeauftragte im Fachteil Ältere deutsche Philologie sowie Wiss. Mitarbeiterin in versch. Projekten an der Universität Trier, 2003-2004 Leiterin des Göttinger Digitalisierungszentrums an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, seit WS 2004/2005 Akad. Rätin im Fachteil Ältere deutsche Philologie an der Universität Trier sowie Geschäftsführung des Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften.