Bindel, Prof. Dr. Tim – Vortragsexposé – Sommersemester 2019

Mainzer Universitätsgespräche "Lebensphasen des Menschen"

Prof. Dr. Tim Bindel
Professor für Sportpädagogik/Sportdidaktik, JGU Mainz

Endstation Fitness? Vom kindlichen Spielen zum funktionalen Sporttreiben

Mittwoch, 19. Juni 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

In den Lebensphasen des Menschen bieten unterschiedliche Akteure auf verschiedenste Weise Deutungs­folien für "Sport". In der frühkindlichen und kindlichen Phase zeigt sich das Geschehen sehr spielerisch – Kinder explorieren und entdecken variabel, wie sich der eigene Körper, das Soziale und die Welt in Ein­klang bringen lassen. Pädagogen messen dem Spielen einen Wert an sich bei, nutzen es aber ebenso, um Motorik zu schulen. Die Jugendphase scheint besonders interessant, denn hier führt die wachsende Selbstständigkeit zu kreativen Interpretationen von Sport. Während Anfang der 2000er Jahre noch sogenannte Trendsportarten, wie etwa Parkour oder Streetbasketball, in aller Munde waren, scheinen diese Street- und Stylesportarten nun durch einen neuen Trend abgelöst zu werden: Fitnesssport. Die neuen Praktiken sind stark funktional und deutlich entspielt – Workout, also Arbeit! Im jungen Erwachse­nenalter nimmt dieser Trend weiter zu und auch im hohen Erwachsenenalter dominiert der Gesundheits­sport. Das kann aus sportpädagogischer Perspektive durchaus kritisch betrachtet werden, denn dem sporttreibenden Menschen geht Souveränität verloren. Im Vortrag wird die Entwicklung vom Spieleri­schen zum Funktionalen unter den Einflüssen verschiedener Agenten anhand empirischer Arbeiten auf­gezeigt, aber ebenso verdeutlicht, dass Fitness vielleicht doch keine Endstation ist und der Mensch immer noch ein Homo Ludens – ein Spieler – ist, von der Wiege bis ins hohe Alter.

Tim Bindel ist Professor für Sportpädagogik und Sportdidaktik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er promovierte und habilitierte sich an der Bergischen Universität Wuppertal zu Themen des Jugend­sports. Zentral für seine Arbeiten ist das Bemühen, die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen im Sport einzunehmen. Er arbeitet vor allem mit verschiedenen ethnografischen Strategien und erhielt für seine Forschungsarbeiten mehrere nationale Preise. Seine Forschungsarbeiten finden stets den Übertrag in verschiedene Institutionen des Sports, jüngst vor allem neben dem Schulsport auch im Rahmen sozialpädagogischer Angebote. Hier leitet er ein Service-Learning-Projekt zu Methoden des Sports in sozialer Verantwortung. Er ist Mitherausgeber der Reihe Forum Sportpädagogik und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Kommission Sportpädagogik. Publikation zum Thema: Bindel, T. (2015). Bedeutung und Bedeutsamkeit sportlichen Engagements in der Jugend. Aachen: Meyer & Meyer.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Sabina Pauen
(Inhaberin des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Biologische Psychologie, Universität Heidelberg)
Auf den Anfang kommt es an: Entwicklung in den ersten Lebensjahren
Mittwoch, 26. Juni 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)