Mainzer Universitätsgespräche online
Klimawandel und Wissenschaft – Fakten, Analysen, Modelle
Dr. Benjamin Leon Bodirsky
Senior Researcher, Forschungsabteilung Klimaresilienz, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK
Der globale Speiseplan –
Wie unsere Ernährungsgewohnheiten das Klima beeinflussen
Dienstag, 15. Dezember 2020, 18:15 Uhr,
Infos zur Online-Teilnahme unter www.studgen.uni-mainz.de
Die menschliche Ernährung bestimmt die Lebensmittelversorgung weltweit, verändert unsere Umwelt und hat Folgen für die öffentliche Gesundheit. Gesundheitliche Folgen von ungesunder Ernährung reichen von Untergewicht und erhöhter Anfälligkeit für ansteckende Krankheiten bis zu Fettleibigkeit und einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Herzkreislaufkrankheiten und Krebs. Die Umweltfolgen unserer Ernährung – insbesondere des hohen Fleischkonsums und der Nahrungsmittelverschwendung – reichen von der Entwaldung zur Stickstoffverschmutzung und vom Klimawandel bis zum Biodiversitätsverlust.
Wenn sich die aktuellen Entwicklungen bei der globalen Ernährung fortsetzten, so sind bis 2050 ca. 45% der Weltbevölkerung übergewichtig und 16% fettleibig (im Vergleich zu 29% bzw. 9% im Jahr 2010). Die Häufigkeit von Untergewicht halbiert sich, aber die absoluten Zahlen stagnieren bei 0,4–0,7 Milliarden betroffenen Menschen. Dabei verschiebt sich die Nahrungszusammensetzung in Richtung tierischer Lebensmittel und "leerer Kalorien", während der Verbrauch von Gemüse, Obst und Nüssen weniger als gewünscht zunimmt. Bis 2050 könnten Bevölkerungswachstum, Alterung, zunehmendes Körpergewicht und verschwenderische Konsummuster die weltweite Nahrungsmittelnachfrage um weitere 50% im Vergleich zu 2010 steigern und weiteren Druck auf unsere Umwelt ausüben.
Die Bekämpfung des Hungers und die gesunde und umweltangemessene Lebensmittelversorgung erfordern daher eine koordinierte globale Ernährungsumstellung. Neben der Frage wohin uns die aktuellen Entwicklungen führen würden, werden wir im Vortrag auch darüber sprechen welche Optionen zur Verfügung stehen, um eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung zu fördern.
Benjamin Bodirsky arbeitet seit 2007 am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Seine Forschung beschäftigt sich mit den globalen Langzeittrends des globalen Ernährungssystems. Neben der Veränderung der Ernährungsmuster betrachtet er auch die Umweltfolgen des Agrarsystems, insbesondere die Veränderung des globalen Stickstoffkreislaufs. Benjamin Bodirsky studierte Wirtschaftswissenschaften, Politik, Soziologie und Geschichte an der Technischen Universität Berlin, der Universität Potsdam, dem Institut d’études politiques de Bordeaux, der Universität Montesquieu Bordeaux IV und der Universität Edinburgh. Er war von 2013 bis 2014 als Mitarbeiter des Centro Internacional de Agricultura Tropical (CIAT) und von 2014 bis 2016 als Mitarbeiter bei der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) in der Forschungsgruppe für Lebensmittelsysteme und globalen Wandel tätig.
Literatur:
Bodirsky, Benjamin Leon, Jan Philipp Dietrich, Eleonora Martinelli, Antonia Stenstad, Prajal Pradhan, Sabine Gabrysch, Abhijeet Mishra, et al. 2020. ‘The Ongoing Nutrition Transition Thwarts Long-Term Targets for Food Security, Public Health and Environmental Protection’. Scientific Reports 10 (1): 19778. https://doi.org/10.1038/s41598-020-75213-3
Springmann, Marco, Michael Clark, Daniel Mason-D’Croz, Keith Wiebe, Benjamin Leon Bodirsky, Luis Lassaletta, Wim de Vries, et al. 2018. ‘Options for Keeping the Food System within Environmental Limits’. Nature, October. https://doi.org/10.1038/s41586-018-0594-0
GBD 2017 Diet Collaborators. 2019. ‘Health Effects of Dietary Risks in 195 Countries, 1990–2017: A Systematic Analysis for the Global Burden of Disease Study 2017’. The Lancet 393 (10184). https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)30041-8
Bodirsky, Benjamin Leon, Alexander Popp, Hermann Lotze-Campen, Jan Philipp Dietrich, Susanne Rolinski, Isabelle Weindl, Christoph Schmitz, et al. 2014. ‘Reactive Nitrogen Requirements to Feed the World in 2050 and Potential to Mitigate Nitrogen Pollution’. Nature Communications 5 (May). https://doi.org/10.1038/ncomms4858
Dietrich, Jan Philipp, Benjamin Leon Bodirsky, Florian Humpenöder, Isabelle Weindl, Miodrag Stevanović, Kristine Karstens, Ulrich Kreidenweis, et al. 2019. ‘MAgPIE 4 – a Modular Open-Source Framework for Modeling Global Land Systems’. Geoscientific Model Development 12 (4): 1299–1317. https://doi.org/10.5194/gmd-12-1299-2019
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Imke Hoppe
(Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Professur für Journalistik und Kommunikationswissenschaft, insb. digitalisierte Kommunikation und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg)
Aufgaben und Probleme der "Klimakommunikation"
Dienstag, 12. Januar 2021, 18:15 Uhr