THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«
Dr. Bernt Schnettler
Wissenschaftlicher Assistent am FG Allgemeine Soziologie und Theorie moderner Gesellschaften, Institut für Soziologie, Technische Universität Berlin
Populäre Apokalyptik und die mangelnde Plausibilität visionärer Prophetie
Montag, 6. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Visionen gibt es auch heute noch. Deutliche Indizien sprechen sogar dafür, dass immer mehr Menschen außeralltägliche Erfahrungen machen. In unserer Kultur werden Ekstasen regelrecht gepflegt und dem Erleben von Transzendenzen ein hoher subjektiver Stellenwert beigemessen. Ihre gesellschaftliche Wirkung haben solche Visionen allerdings weitgehend verloren. Allenfalls als Rhetorik treten sie heute noch in der Wirtschaft und der Politik auf. Auf der Basis von Ergebnissen einer empirischen Studie über gegenwärtige Visionärinnen und Visionäre werden die Gründe für die Marginalisierung erfahrungsgegründeter Prophetie und für das Schwinden der Apokalyptik hierzulande diskutiert. Vor dem Hintergrund dieses religionssoziologischen Befundes wird nach der Rolle von Zukunftsvorstellungen in unserer aktuellen Weltsicht gefragt.
Dr. Bernt Schnettler (geb. 1967) studierte Soziologie und Psychologie in Konstanz sowie Hispanistik und Philosophie in Madrid. Er ist wiss. Assistent an der TU Berlin und Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u.a. die Religionssoziologie, die Wissenssoziologie, sowie die Methoden interpretativer Sozialforschung.
Publikationen des Referenten zum Thema:
Zukunftsvisionen. Transzendenzerfahrung und soziale Wirklichkeit, Konstanz: UVK 2004.
Vision und Performanz. Zur soziolinguistischen Gattungsanalyse fokus¬sier¬ter ethnographischer Daten, sozialer sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 1, 2001, 143-163.
Millenniumswechsel und populare Apokalyptik. Prophetische Visionen an der Schwelle zum Jahr 2000, in Honer, Kurt & Reichertz (Hg.) Diesseits¬religion. Konstanz 1999, 385-413.
(mit H. Knoblauch): Prophetie und Prognose. Zur Konstitution und Kommunikation von Zukunftswissen, in Hitzler & Pfadenhauer (Hg.), Gegenwärtige Zukünfte. Wiesbaden 2005, 23-44.
(mit H. Knoblauch): ›Postsozialität‹, Alterität und Alienität, in Tschesche (Hg.), Der maximal Fremde. Begegnungen mit dem Nichtmenschlichen und die Grenzen des Verstehens, Würzburg 2004, 23-41.
Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Hans Krah (Passau)
Das Erzählen von globalen Katastrophen und von den Welten danach.
Endzeitszenarien in Literatur und Film nach 1945
Montag, 13. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 Muschel