Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
DAS KÜNSTLERDRAMA ALS SPIEGEL ÄSTHETISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER TENDENZEN
zu folgendem Vortrag ein:
Dr. Christine Mundt-Espín (Trier)
Valère Novarina, Pour Louis de Funès (1986) – L’Acteur Nul et Parfait
Mittwoch, 21. November 2007, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)
Louis de Funès als Modell des Künstlers in einem Künstlerdrama: Was zunächst wie ein Gag wirken mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als aussagekräftige Konstruktion. Valère Novarina (* 1947), einer der aufregendsten zeitgenössischen französischen Theaterautoren, bezieht mit Pour Louis de Funès (1986) in bezeichnender Weise Stellung zur Tradition des französischen Künstlerdramas: Er ist weder an den gängigen Künstlermodellen der französischen Literaturgeschichte noch an formalen Konventionen interessiert. Die radikale Infragestellung aller theatralischen Mittel führt bei Novarina zu einer Konzeption des 'acteur' als alleinigem Träger eines a-mimetischen Theaters: der 'acteur' – zurückgeworfen auf seinen Körper und seine Sprache – entfaltet in den Stücken Novarinas ein frenetisches Spiel, das den Zuschauer an der Entfesselung schöpferischer Energien teilhaben lassen soll. Und als Modell dient dem Avantgardisten Novarina der populäre Komiker Louis de Funès, der sein komisches Talent mitunter in einer geradezu delirierenden Absurdität ausspielte und damit in seinen harmlos-komischen Filmen gleichsam Inseln schierer Kreativität schuf.
Dr. Christine Mundt-Espín: Studium der Germanistik und Romanistik in Bonn, Hamburg und Paris; wissenschaftliche Mitarbeiterin für französische und italienische Literatur in Bonn und Mainz; seit 2001 freiberuflich tätig, zur Zeit im Auftrag des Musikwissenschaftlichen Instituts der Uni Mainz befasst mit dem Projekt 'Briefausgabe Gaspare Spontini' (voraussichtliches Erscheinen des 1. Bandes: Frühjahr 2008).
Publikationen: Promotion 1989 über das französische Dichterdrama von der Romantik bis zum Surrea¬lismus; Aufsätze und Vorträge zum Theater der klassischen Avantgarden, zur französischen Aufklärung und Romantik, zu französischen Gegenwartsautoren und zur italienischen Librettistik des 18. Jahrhun¬derts. Mitherausgabe einer Bibliographie zu den Drucken von Petrarcas Rime (2002); Herausgabe eines Bandes zur Orpheus-Rezeption (Ringvorlesung des IAK Drama und Theater, 2003); Übersetzungen aus dem Französischen, Italienischen, Spanischen und Katalanischen.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Ley (Romanisches Seminar, Universität Mainz)
Goldonis und Goethes "Torquato Tasso". Das Künstlerdrama in Venedig und Weimar
Mittwoch, 28. November 2007, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)