Das Institut für Kunstgeschichte
AB Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte
und das Studium generale laden in Verbindung mit der Forschungskooperation Byzantinische Archäologie Mainz ein zu folgendem Vortrag im Rahmen des Colloquiums Christliche Archäologie:
Dr. des. Antje Bosselmann-Ruickbie (Bonn)
Herr der Ringe
Der Ring in Byzanz und seine TrägerInnen
Mittwoch, 4. Februar 2009, 18.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz
Wer trug in Byzanz einen Ring? Männer ebenso wie Frauen? Und an welchen Fingern? Welche Funktion erfüllten diese Schmuckstücke? Gab es zum Beispiel wie heute Verlobungs- oder Hochzeitsringe? Die überlieferten Schmuckstücke und zeitgenössischen bildlichen Darstellungen können einige dieser Fragen beantworten.
Die Palette der erhaltenen byzantinischen Fingerringe ist breit: Sie konnten aus kostbarsten Materialien wie Gold und Silber gefertigt und auch mit edlen Steinen wie Smaragden oder Rubinen geschmückt sein. Im Gegensatz zu derartigen Statussymbolen geben schlichtere Exemplare aus Bronze oder Eisen Auskunft über die Alltagskultur in Byzanz. Etliche Ringe offenbaren durch ihre Inschriften, wer in Byzanz ein "Herr" oder eine "Dame der Ringe" war. Manche Schmuckstücke nennen Amt oder Titel des ursprünglichen Trägers bzw. der Trägerin. Es handelte sich wohl um Insignien, wie bei dem Ring eines inschriftlich genannten "Parakoimomenos Basileios", der vermutlich mit dem späteren Kaiser des 9. Jahrhunderts identifiziert werden kann. Ein ähnlicher Ring einer Dame namens Maria zeigt, dass derartige Insignien auch von Frauen getragen wurden. Ringe mit spiegelverkehrten Inschriften belegen, dass sie auch zum Siegeln benutzt wurden. Andere Schmuckstücke wiederum dienten als Liebespfand, wie ein kostbarer emaillierter Goldring, dessen Inschrift ihn als Verlobungsring ausweist. Eine Gruppe von Silberringen mit "Gebärmutterdämon" auf der Ringplatte diente dagegen als magische Amulette zum Schutz der weiblichen Fruchtbarkeit.
Dr. des. Antje Bosselmann-Ruickbie: 1994 Magister zur byzantinischen Architektur der Komnenenzeit. 1999–2002 Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung. 2007 Dissertation zum Schmuck der mittelbyzantinischen Zeit (9. bis frühes 13. Jahrhundert). 2007 Auszeichnung der Dissertation durch den Juliana-Anicia-Preis des Vereins "Spätantike Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte e.V." (Universität München). Lehraufträge an den Universitäten Bonn (Christliche Archäologie) und Mainz (Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte). Zur Zeit Bearbeitung des byzantinischen Glasschmucks aus den Ausgrabungen von Amorium (Türkei) und Vorbereitung einer Publikation. Ab 3/2009 DFG-Forschungsstelle an der Universität Mainz mit einem Projekt zur spätbyzantinischen Goldschmiedekunst (13.–15. Jahrhundert).
Literatur: Coche de la Ferté, Etienne: Collection Hélène Stathatos, Bd. 2: Les objets byzantins et post-byzantins, Limoges 1957, Nr. 18–31, 33. Ausstellungskatalog Byzance. L’art byzantine dans les Collections publiques françaises, Musée du Louvre Paris, Paris 1992, Nr. 219 (Jean-Claude Cheynet, Cécile Morrisson). Ausstellungskatalog The Glory of Byzantium. Art and Culture of the Middle Byzantine Era A.D. 843–1261, hg. v. Helen C. Evans und William D. Wixom, Metropolitan Museum of Art, New York 1997, Nr. 173 (John Nesbitt). Bosselmann-Ruickbie, Antje: Byzantinischer Schmuck des 9. bis frühen 13. Jahrhunderts. Untersuchungen zum metallenen dekorativen Körperschmuck der mittelbyzantinischen Zeit anhand datierter Funde aus dem heutigen Bulgarien und Griechenland, Phil. Diss. Bonn (im Druck), Nr. 79–167.