Dr. Heike Karge – Vortragsexposé – Sommersemester 2011

Die Zweigstelle Mainz der Südosteuropa-Gesellschaft, der Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:

Dr. Heike Karge (Regensburg)

Srebrenica im Jahre 2010 – Jasenovac im Jahre 1960 Was bedeutet es, Erinnerungspolitik an Krieg und Gewalt fünfzehn Jahre nach dem Krieg in den Blick zu nehmen?


Dienstag, 7. Juni 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal P 105 (Philosophicum)

Im Mittelpunkt des Vortrages steht die Frage, ob die traurige Chance, den heutigen postjugoslawischen Raum als Nachkriegsraum zu erleben, uns zu neuen, relevanten Fragestellungen und Perspektiven für einen anderen Nachkriegsraum, die 1960er Jahre im sozialistischen Jugoslawien, führen kann. Viele erinnerungskulturelle Studien zum sozialistischen Jugoslawien kreisen um die Frage des Einflusses von offizieller Erinnerungspolitik an den Zweiten Weltkrieg und privat und familiär tradierter Kriegserinnerung auf den blutigen Zerfall Jugoslawiens. Im Vortrag wird dagegen die These formuliert, dass in dieser eingeengten, auf den Zerfall fokussierten Perspektive viele nützliche Fragestellungen und Forschungsansätze verloren gehen. Diese These wird unter einer akteurszentrierten erinnerungskulturellen Perspektive anhand zweier Erinnerungsorte – Srebrenica/Potočari und Jasenovac –, die jeweils 15 Jahre nach Kriegsende in den Blick genommen werden, diskutiert.

Heike Karge, Dr. phil., ist Historikerin und arbeitet als Akademische Rätin a.Z. am Lehrstuhl für südost- und osteuropäische Geschichte an der Universität Regensburg. Nach dem Abschluss des Studiums (M.A.) der Geschichte, Soziologie und Ost- und Südosteuropawissenschaften in Leipzig arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung. Mit einem Promotionsstipendium des DAAD ging sie im Jahre 2002 an das Europäische Hochschulinstitut nach Florenz, wo sie im Jahre 2006 promovierte. Zurzeit arbeitet sie an ihrem Habilitationsprojekt mit dem Titel "Geisteskrankheit als Diskurs und Praxis in Südosteuropa".

Publikationen (Auswahl): Steinerne Erinnerung – versteinerte Erinnerung? Kriegsgedenken im sozialistischen Jugoslawien. Wiesbaden 2010; Practices and Politics of World War Two Remembrance. (Trans)National Perspectives from East and Southeast Europe. In: A European Memory? Contested Histories and Politics of Remembrance. Ed. Małgorzata Pakier and Bo Stråth. Oxford 2010, 137–146; Von Helden und Opfern. Eine Analyse der Erinnerungskultur zwischen Pietät und Ideologie In: Bogdan Bogdanović. Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien. Katalog zur Ausstellung Bogdan Bogdanović im Architekturzentrum Wien. Hg. Architekturzentrum Wien. Klagenfurt/Celovec 2009, 34–39; Mediated Remembrance. Local Practices of Remembering the Second World War in Titos Yugoslavia. In: European Review of History 16/1 (2009), 49–62.

Veranstaltungsort: Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz