Dr. Jochen Strobel – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung

GESCHICHTE DER THEATERKRITIK

zu folgendem Vortrag ein:

Dr. Jochen Strobel
DFG-Projekt »Kritische Nietzsche-Ausgabe« (TU Berlin)

Romantische Theaterkritik: Ludwig Tieck, der Dramatiker, Dramaturg, Kritiker und Editor

Montag, 13. Dezember 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal P 5 (Philosophicum)

Die Diagnose des Niedergangs veranlasste Ludwig Tiecks (1773–1853) lebenslange Bemühungen um das deutsche Theater. Geht man von dem umfassenden Kritikverständnis der Jenaer Romantik aus, das Historisierung und Wertung, Hermeneutik und produktives Weiterdenken zusammenführte, dann öffnete der vielseitige Tieck, ein Pragmatiker des romantischen Universalismus, mehrere seiner (im einzelnen kaum trennbaren) Betätigungsfelder dem Theater, jeweils mit kritischen Akzenten. Schwerpunkte waren u. a. eine hochgradig selbstreferentielle wie polemische dramatische Praxis um 1800, die Verbindung der Tätigkeit als Dramaturg mit Theaterkritik in kanonbildender Absicht (»Dramaturgische Blätter«), Essayistik und Edition im Dresden der zwanziger Jahre, schließlich noch einmal dramaturgische und editorische Arbeit unter veränderten Bedingungen in Vor- und Nachmärz.

Dr. Jochen Strobel, 1998–2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der TU Dres¬den, seit 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Projekt »Kritische Nietzsche-Ausgabe« (TU Berlin), Lehrbeauftragter an der Philipps-Universität Marburg.

Publikationen: Repertorium der Briefwechsel Ludwig Tiecks, Dresden 2002 (CD-ROM; zusammen mit Walter Schmitz). – Der »König der Romantik« und der Adel. Ludwig Tieck in Dresden. In: Silke Marburg/ Josef Matzerath (Hg.): Der Schritt in die Moderne. Sächsischer Adel zwischen 1763 und 1918. Köln u. a. 2001, S. 115–168 (mit Eckhard Richter). – Romantik und 'Adeligkeit'. Ludwig Tieck und die Rezeption der Frühromantik in Briefen von Alexander und Heinrich von Finckenstein (1801–03). In: Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft 13/14 (2001/02), S. 37–63. – Teleskop und Briefverkehr. Ein ungedruckter Brief Ludwig Tiecks an Wilhelm Heinrich Wackenroder. In: Aurora 62 (2002), S. 127–142 (mit Walter Schmitz). – Aufschub und Gedächtnis in Ludwig Tiecks Briefen. In: »lasst uns, da es uns vergönnt ist, vernünftig seyn!-« Ludwig Tieck (1773–1853). Hg. vom Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. Bern u. a. 2004, S. 311–329. – Briefedition als Sammler-Philologie. Karl von Holtei und die »Briefe an Ludwig Tieck«. In: Achim Hölter/Detlef Kremer (Hg.): Festschrift für Ernst Ribbat. Bielefeld 2005 (im Druck).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Wolfgang Düsing (Deutsches Institut, Universität Mainz)
Friedrich Hebbel: Von der »höheren Kritik« zur Poetik des Dramas
Montag, 10. Januar 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal P 5 (Philosophicum)

Der ursprünglich für diesen Termin vorgesehene Vortrag von Ulrich Fröschle, M. A. (Universität Dresden) mit dem Titel »Der Theaterkritiker A. W. Schlegel« muss leider ausfallen.