Dr. Lara Huber · Vortragsexposé · Sommersemester 2010

Themenschwerpunkt des Studium generale

"DOPING UND ENHANCEMENT. GRUNDFRAGEN DER ETHIK



Dr. Lara Huber (Mainz)

Optimierung oder Normalisierung?

Enhancement zwischen Selbsterfüllung und Pflicht

Montag, 17. Mai 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Verschreibungspflichtige Psychopharmaka, darunter kognitive Stimulanzien wie etwa Modafinil, werden von Individuen jenseits der medizinischen Indikation zu Zwecken der Leistungssteigerung eingesetzt. Die Forschungsliteratur diskutiert Enhancement-Technologien in der Folge als Ausbildung bzw. Realisierung "authentischer" Lebensentwürfe von Individuen (Optimierung). Der Einsatz medizinisch-technischer Verfahren und Produkte zur Leistungssteigerung werden in der ethischen Debatte gerade auch deshalb problematisiert. Der Vortrag wird hieran anschließend das Ziel individueller Selbstentwürfe ins kritische Verhältnis zu gesellschaftlichen Erwartungshaltungen setzen. Wenig Berücksichtigung erfährt nämlich bis heute die Frage, inwiefern sich individuelle Ziele der Verbesserung kognitiver Fähigkeiten im Rückgriff auf medizinisch-technisches Wissen überhaupt erst konstituieren: Wie wird Leistungsfähigkeit (subjektiv) erfahren? Welchen Anteil haben wissenschaftliche Konzepte von Normalität bzw. Funktionalität an der Selbstwahrnehmung von Individuen? Der Vortrag wird derartige Prozesse der Internalisierung medizinisch-technischen Wissens nachzeichnen und vor dem Hintergrund der Realisierung von Individualität (Authentizität) bzw. der Einflussnahme gesellschaftlicher Konformität (Normalisierung) diskutieren.



Lara Huber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universitätsmedizin Mainz. Nach dem Studium der Philosophie und Zeitgeschichte promovierte sie über das Werk des französischen Phänomenologen Maurice Merleau-Ponty am Philosophischen Seminar der Universität Tübingen. Es folgte ein Forschungsaufenthalt am Interdisziplinären Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen (Postdoc-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Graduiertenkollegs "Bioethik", 2004-2005). Seit 2005 forscht sie in Mainz zur Wissenschaftstheorie der kognitiven Neurowissenschaft. Jüngst erschien unter ihrer Herausgeberschaft ein Themenheft zu historischen, theoretischen und ethischen Fragen an der Schnittstelle zwischen Medizin und neurowissenschaftlicher Forschung: Medicine Studies 1 (4) (2009): "Medicine in a neurocentric world", Springer Verlag.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

PD Dr. Elisabeth Hildt (Universität Tübingen, Universität Mainz)

Kognitives Enhancement: Leistungsdruck, Selbstbestimmung und die Suche nach einem Ventil

Montag, 31. Mai 2010, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)