Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
WENDEZEITEN UND EPOCHENUMBRÜCHE: DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT HISTORISCHEN ZÄSUREN IM DRAMA
zu folgendem Vortrag ein:
Dr. Mark Berninger
(Department of English and Linguistics, Universität Mainz)
Vergegenwärtigung des Krieges am Ende der Nachkriegszeit – Der Zweite Weltkrieg im neuen britischen Geschichtsdrama
Montag, 2. November 2009, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)
Am britischen Gegenwartsdrama lässt sich die Vielfalt der Gestaltung von Geschichte auf der Bühne besonders gut ablesen. Das neue Geschichtsdrama umfasst neben dem klassischen "Kostümdrama" auch revisionistische und reflexive Formen, die überkommene Geschichtsbilder ebenso hinterfragen wie den Vorgang der Geschichtsschreibung und – durch den Einsatz von Metadrama – auch das Genre Geschichtsdrama selbst.
Thematisch ragt im neuen britischen Geschichtsdrama die Beschäftigung mit dem Epochenumbruch des Zweiten Weltkriegs heraus, doch stehen meist nicht die direkten Kriegshandlungen im Vordergrund sondern eher "Nebenschauplätze", die zugleich Aspekte der nachträglichen Reflexion betonen, so z. B. in Michael Frayns auch in Deutschland vielgespielten Stück Copenhagen (1998) über das Treffen von Niels Bohr und Werner Heisenberg im besetzten Dänemark, in Ronald Harwoods Taking Sides (1995) über die Rolle Wilhelm Furtwänglers im Dritten Reich oder in David Harrowers Presence (2001), welches der Frühzeit der Beatles vor dem Hintergrund eines noch von den Bombenangriffen der Briten gezeichneten Hamburg nachspürt. Der hierin angedeuteten, kritisch-reflexiven Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex des Zweiten Weltkriegs im britischen Gegenwartsdrama soll in diesem Vortrag nachgegangen werden.
Dr. Mark Berninger studierte Anglistik, Alte Geschichte und Germanistik in Erlangen und St. Andrews. Seit 1999 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department of English and Linguistics der Johannes Gutenberg-Universität. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen das Gegenwartsdrama, John Milton, der Comic, sowie schottische Literatur. Veröffentlichungen (u. a.): Neue Formen des Geschichtsdramas in Großbritannien und Irland seit 1970, Trier: WVT 2005; mit Gideon Haberkorn und Jochen Ecke (eds.): Comics as a Nexus of Culture, Jefferson, NC: McFarland, (im Druck). "Modern 'Miltonicks' – 20th Century Appropriations of Milton and the Religious Turn." in: Christoph Reinfandt et al. (eds.): Anglistentag 2008 (Tübingen), Trier: WVT, 2009.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Michael Bachmann (Institut für Theaterwissenschaft, Universität Mainz)
Inszenierte Zeugenschaft: Vom Umgang mit Auschwitz in Theater und Film
Montag, 9. November 2009, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)