Gastvortrag des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte
Dr. Martin Dennert (Heidelberg)
Friedrich Gerke. Christlicher Archäologe, Kunsthistoriker, Institutsgründer
Dienstag, 21. Januar 2014, 18:15 Uhr, Hs 02-521, Georg-Forster-Haus (Neubau Sozialwissenschaften), J.-Welder-Weg 12 (Campus)
Friedrich Gerke (geb. 15.11.1900 in Uelzen, gest. 23.08.1966 in Mainz) dürfte in Mainz vor allem als Begründer des Instituts für Kunstgeschichte und der Christlichen Archäologie bekannt sein. Sein Leben und Werk birgt jedoch erstaunlich viele Facetten, die kaum bekannt sind und die in diesem Vortrag beleuchtet werden sollen. Gerke studierte Evangelische Theologie, Kunstgeschichte und Archäologie in Hamburg, Marburg und Berlin. Zu seinen Lehrern zählten berühmte Gelehrte, prägend waren wohl vor allem Adolph Goldschmidt, Oskar Wulff, Gerhard Rodenwaldt und Adolf von Harnack, bei dem Gerke sein theologisches Lizenziat erlangte (1930/31). Danach wandte er sich ganz der Christlichen Archäologie zu und ging nach Rom, wo er an seinem großen Werk zu den vorkonstantinischen Sarkophagen schrieb. 1934 wurde er an der Berliner Universität in Theologie habilitiert, 1935 wurde er bei Rodenwaldt zum Dr. phil. promoviert. Schon 1935 wurde er ao. Professor für Christliche Archäologie an der theologischen Fakultät in Berlin. Hier entwickelte er erstaunliche Initiativen, ließ sich dabei aber auch weit mit dem nationalsozialistischen System ein (bis zum Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg), sein Ziel war der Ausbau des Berliner Instituts zum Zentrum dieser Wissenschaft in Deutschland. Nach dem Krieg konnte Gerke nicht mehr nach Berlin zurückkehren, zum Sommersemester 1946 wurde er jedoch als o. Professor für Kunstgeschichte, frühchristliche und byzantinische Kunst an der neu gegründeten Universität Mainz berufen und begann an "seinem" Institut für Kunstgeschichte erneut mit weit über Mainz hinausführenden Unternehmungen. In Mainz wandte er sich auch verstärkt der frühmittelalterlichen Kunst zu, ja sogar der nachmittelalterlichen, publizierte zu Barock und Moderne.
Dr. Martin Dennert: Studium der Christlichen Archäologie und Byzantinischen Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Mainz und Freiburg. 1992 Promotion mit einer Arbeit "Mittelbyzantinische Kapitelle. Untersuchungen zu Typologie und Chronologie". 1992/93 Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. 1994/95, 1996–98 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC) Basel, 1995/96 Fellow in Dumbarton Oaks, 1998–2007 Assistent am Institut für Christliche Archäologie der Universität Freiburg, 2008–2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter des LIMC Basel, seit Januar 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Byzantinische Archäologie und Kunstgeschichte der Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte: Byzantinische Architektur und Bauplastik, Wissenschaftsgeschichte.
Auswahlliteratur: F.-J. Kohl-Weigand (Hrsg.), Friedrich Gerke 1900–1966 (Mainz 1966); S. Heid/M. Dennert (Hrsg.), Personenlexikon zur Christlichen Archäologie (Regensburg 2012) Bd. 1, 566–570 (mit weiterer Literatur).