Dr. Michael Kuba – Vortragsexposé – Sommersemester 2014

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

"Warum wir wissen wollen: Neugier, Staunen, Zweifeln"

Dr. Michael Kuba

Max Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt am Main

Die verhaltensbiologischen Grundlagen von Neugier und Spielverhalten

Mittwoch, 11. Juni 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

„Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr“, sagte schon Plato. Die Verwendung des menschlichen Spieltriebs zur Erziehung und Weiterbildung war ein zentrales Thema in Platons Arbeiten und Wirken. Bis heute ist der Gedanke prägend, dass Spielen dazu dient, zu lernen und sich auf die Zukunft vorzubereiten.

Die wissenschaftliche Untersuchung von spielerischem Verhalten wird seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ernsthafter betrieben. Leider führten Studien an dieser Materie oft dazu, dass noch nicht verstandenes Verhalten als Spiel bezeichnet wurde. Mit dem Aufkommen des Behaviorismus und eines mehr von der experimentellen Psychologie geprägten Untersuchens von tierischem Verhalten wurde die Erforschung von Spiel und ähnlichen Verhaltensweisen, die nicht einfach mit Ursache und Wirkung erklärbar waren, als un- oder halbwissenschaftlich abgetan und geriet ins Hintertreffen. Glücklicherweise gab es spätestens seit den 1970er Jahren immer wieder Forscher, die sich der Untersuchung von Spielverhalten widmeten. In den letzten 20 Jahren wurde dann im Rahmen der Erforschung kognitiver Fähigkeiten diese Forschungsrichtung mehr und mehr wiederentdeckt. Somit können wir heute auf einen doch recht ansehnlichen Wissensschatz zugreifen, um uns der Frage zu widmen, wie und warum Tiere spielen.



Im Rahmen seiner Dissertation erforschte Michael Kuba am Konrad-Lorenz-Institut für Kognitions- und Evolutionsforschung das Spielverhalten von Oktopoden. Weitere Stationen führten ihn als Postdoc nach New York und Jerusalem, bevor er als Assistent in Jerusalem an der Erforschung der Feinmotorik von Cephalopoden arbeitete. Im Jahr 2013 erfolgte die Übersiedlung ans Max-Planck-Institut für Hirnforschung, wo er sich derzeit mit der Kontrolle des Farbwechsels bei Cephalopoden beschäftigt. Gemeinsam mit Gordon Burghardt erforscht er aber weiter das Spielverhalten aquatischer Tiere. Wichtige Publikationen: Kuba MJ, Gutnick T & Burghardt GM. Learning from Play in Octopus. In: Cognition in Cephalopods. Cambridge University Press; Thonhauser KT, Gutnick T, Kral K, Burghardt GM & Kuba MJ. Social Learning in Fresh Water Stingrays. Animal Cognition. 2013; Gutnick T, Byrne RA, Hochner B & Kuba MJ. Octopus vulgaris Uses Visual Information to Determine the Location of Its Arm. Current Biology. 2011; Kuba MJ, Byrne RA Meisel DV & Mather JA. When do octopuses play? The Effect of Repeated Testing, Age and Food Deprivation on Object Play in Octopus vulgaris. J Comp Psychol. 2006



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Martin Korte

(Professor für Zelluläre Neurobiologie, Technische Universität Braunschweig)

Das Denken neu denken – Kreativität, Lernen und Vergessen aus Sicht eines Hirnforschers

Mittwoch, 2. Juli 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)