Das Mainzer Polonicum – Slavistik/Polonistik und das Studium generale laden zu folgendem Gastvortrag ein:
Dr. Nikolas Hülbusch
(Projektmanager, ZDF Enterprises)
Der polnische Film seit 1945
Montag, 16. Juni 2008, 18.00 Uhr, Mainzer Polonicum, Johann-Friedrich-von-Pfeiffer-Weg 3, 3. OG
Die vielschichtige Entwicklung des polnischen Films seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat bei Filmhistorikern in aller Welt seit jeher großes Interesse geweckt. Zum einen, weil sich gesellschaftliche und politische Veränderungen so unmittelbar auf Themen, Stile und Ästhetik des Spielfilms auswirkten wie in kaum einem anderen Land in dieser Zeit. Zum anderen, weil das polnische Kino in den ersten Jahrzehnten seit 1945 eine unglaubliche Fülle herausragender Künstler und Werke hervorgebracht hat. Insbesondere zwei außergewöhnliche Filmregisseure werden im Fokus dieses Vortrags stehen:
Andrzej Wajda (geboren 1926) und Krszysztof Kieslowski (1941–1996). Sie stehen mit ihren weltweit beachteten Filmen für zwei Generationen polnischer Filmemacher, an deren Oeuvre sich die Wege des polnischen Kinos bis in die jüngste Vergangenheit sehr gut nachzeichnen lassen. An den Biographien und Filmographien dieser beiden Persönlichkeiten wird klar, unter welchen wechselnden künstlerischen, politischen, ideologischen und wirtschaftlichen Bedingungen Autorenfilme in Polen in diesen Dekaden entstanden sind.
Während Wajda in den 50er Jahren als Hauptvertreter der "Polnischen Schule" in seinen komplexen historischen Filmen über das widersprüchliche Schicksal Polens in der Geschichte reflektierte und zu dieser Thematik immer wieder zurückfand, machte Kieslowski in den 70er Jahren als Zentralfigur des sozialkritischen "Kinos der moralischen Unruhe" von sich reden. In späteren Jahren schuf er Filme mit einer ganz eigenen Handschrift, in der sich philosophische und phantastische Elementen mit einer originellen Selbstreflexion des Mediums Film verbanden.
Dr. Nikolas Hülbusch (geb. 1968) studierte an der Ruhr-Universität Bochum Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Slavistik und spezialisierte sich auf die polnische und sowjetische Filmgeschichte. In seiner Magisterarbeit (veröffentlicht 1997) beschäftigte er sich mit der "Schwarzen Serie" des polnischen Dokumentarfilms der 50er Jahre. In seiner Dissertation (2001) analysierte er die Darstellung Stalins im sowjetischen Spielfilm der 30er bis 50er Jahre. Er beschäftigte sich in zahlreichen weiteren Zeitschriften- und Sammelbandpublikationen mit verschiedenen Themen des polnischen und sowjetischen Kinos. Seit 2001 ist Nikolas Hülbusch Projektmanager für dokumentarische Koproduktion bei der ZDF Enterprises GmbH.