Studium generale: Themenschwerpunkt
"Naturschutz und Wissenschaft. Theorie – Praxis – Wissenstransfer"
Dr. Nils M. Franke
Naturschutz und Rechtsextremismus. Historische und aktuelle Befunde
Rechtsextreme Parteien sind in West- und besonders in Ostdeutschland im Vormarsch. Die NPD verfügt z.B. im sächsischen Landtag über 9,2 Prozent, die SPD im Vergleich dazu über 9,8 Prozent. Es handelt sich nicht mehr um ein Übergangsphänomen, sondern die Partei besitzt eine Stammwählerschaft.
Eines der Themen, mit denen rechtsextreme Parteien werben, ist Natur- und Umweltschutz. Warum ist dies möglich? Wo sind hier die Berührungspunkte, wo gibt es Traditionen?
Der Vortrag zeigt die Zusammenhänge zwischen rechtsextremer Ideologie und Natur- und Umweltschutz auf, verdeutlicht die Argumentationsmuster und macht die Bruchstellen transparent.
Dr. Uwe Pfenning
Naturschutz und Soziologie – Chimäre oder Oxymoron?
Naturschutz, das unbekannte Wesen im deutschen Verbandswesen? Der Schutz der Natur hat seine Tradition und seine Geschichte. Er zählt zu den frühesten Bereichen bürgerschaftlichen Engagements. Zunächst vornehmlich von vornehmen Honoratioren im 18. und 19. Jahrhundert, nach der industriellen Revolution auch von der Arbeiterbewegung, dann vom Faschismus von 1933 bis 1945 infiltriert und instrumentalisiert und in den 70er und 80er Jahren im Rahmen der neuen sozialen Bewegung neu entdeckt über Belange des Umweltschutzes. Heute zählt er zu den Sorgenkindern des bürgerschaftlichen Engagements: rückläufige Mitgliedszahlen, mangelnder Nachwuchs in den Verbänden, Konkurrenz um Ressourcen mit Vertretern des Umweltschutzes.
Diese Situation stellt neue und alte Sinnfragen: Was ist Naturschutz: Verklärte Bambyromantik, menschenleere Schutz- und Tabuzonen, esoterische Ökologie oder rationales Geomarketing? Ist seine Definition eine soziale Konstruktion, d.h. werden Inhalte, Chancen und Themen von den gesellschaftlichen Verhältnissen (mit)bestimmt? Und wie steht es mit dem Verhältnis zwischen ehrenamtlichem Naturschutz und Naturschutzverwaltung? Wohin entwickelt er sich hinsichtlich seiner politischen Ziele und wie nachhaltig ist er in seinen Aktivitäten und seinen Erfolgen? Diesen Fragen widmet sich der Vortrag mit der Hoffnung auf eine kontroverse Diskussion.
Montag, 8. Dezember 2008, 18.15 Uhr Hörsaal N 3 (Muschel)
Dr. Nils M. Franke,
ist ein breit ausgewiesener Umwelthistoriker. Er studierte an den Universitäten Salzburg, Lyon und Leipzig. Im Augenblick nimmt er Lehraufträge an den Universitäten Mainz, Leipzig und Lüneburg wahr. Er ist Verfasser der Geschichte des Naturschutzes in Rheinland-Pfalz und in Berlin und verfügt damit über einen tiefen Einblick in theoretische und praktische Probleme des Naturschutzes. Er ist einer der Autoren der CD-ROM "Themenpark Landschaft und Heimat" der Landeszentrale für Umweltaufklärung RLP. Zurzeit erarbeitet er die Geschichte des Waldes in Berlin.
Dr. Uwe Pfenning,
ist Hochschuldozent an der Universität Stuttgart am Lehrstuhl für Umwelt- und Techniksoziologie, bekennender Südhesse mit kurpfälzischen Wurzeln. Studium an der Universität Mannheim (Soziologie und Volkswirtschaft), seit 1988 an der Universität Stuttgart tätig. Derzeitige Forschungsschwerpunkte sind: Fachkräftemangel, bürgerschaftliches Engagement und Partizipation, Umweltsoziologie und Umweltverhalten, Evaluationsmethodik und Statistik.
Abschließender Diskussionsabend dieser Reihe:
Naturschutzkonzepte im Wandel – Notwendige Dynamik oder Preisgabe genuiner Ziele?
Prof. Dr. Werner Konold (Landespflege, Forst- und Umweltwissenschaft, Universität Freiburg)
Prof. Dr. Hubert Weiger (Vorsitzender des BUND, Honorarprofessor Universität Kassel)
Moderation: Dipl.-Ing. Landespflege Hildegard Eissing (MUFV Rheinland-Pfalz)
Montag, 15. Dezember 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)