Dr. Olga Klimecki – Vortragsexposé – Sommersemester 2015

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

DIE EVOLUTION DER KOOPERATION



Dr. Olga Klimecki

(Laboratory for the Study of Emotion, Elicitation and Expression, Swiss Center for Affective Sciences, University of Geneva, Schweiz)

Konflikt oder Kooperation?

Menschliches Sozialverhalten aus neuropsychologischer Sicht

Mittwoch, 10. Juni 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Ob eine soziale Interaktion in Konflikt oder Kooperation mündet, hängt von vielen Faktoren ab. In diesem Vortrag möchte ich drei Aspekte illustrieren, die dabei eine Rolle spielen. Zunächst wird dargestellt, unter welchen Umständen die Konfrontation mit Leid zu Ausgebranntheit und Rückzug führt und wie es möglich ist, in solchen Situationen Resilienz und Hilfsbereitschaft zu stärken. Was schützt Menschen in helfenden Berufen (z. B. Ärzte, Krankenpfleger und Entwicklungshelfer) vor Burnout und macht sie in extremen Situationen handlungsfähig? Im Hinblick auf diese Frage haben neue Studien gezeigt, dass sich Emotionen auch im Erwachsenenalter gezielt trainieren lassen. Das Trainieren von adaptiven Emotionen kann nicht nur das Wohlbefinden erhöhen und das Hilfeverhalten stärken, sondern auch die Funktion des Gehirns verändern. Der dritte Themenkomplex widmet sich der Frage, wie Persönlichkeitsmerkmale und Emotionen die Reaktion auf Provokationen beeinflussen. Unter welchen Umständen dehnt sich Aggression auf Unschuldige aus und wann zeigen Menschen vergebendes Verhalten? Die Befunde aus diesen drei Themengruppen werden in einem theoretischen Rahmen integriert, und es wird diskutiert, wie die Forschung dazu beitragen kann, Strategien zur Konfliktlösung zu identifizieren.

Olga Klimecki interessiert sich für die Frage, wie Emotionen zur Förderung von Kooperation und zur Lösung von Konflikten beitragen können. Nach dem Studium der Psychologie an der Universität Mainz und dem Studium der Neurowissenschaft am University College London promovierte sie bei Tania Singer zur neuronalen Plastizität von Emotionen (Universität Zürich und Max-Planck-Institut Leipzig). Anschließend erforschte sie den Zusammenhang von Emotionen und Aggression in Genf. Seit 2015 koordiniert sie an der Universität Genf den Forschungsschwerpunkt zur Rolle von Emotionen bei der Lösung von Konflikten. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Early Career Award der Society for Social Neuroscience (2014).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Albert Newen

(Philosophie mit Schwerpunkt für Philosophie des Geistes, Ruhr-Universität Bochum)

Grundlagen und Formen der Kooperation: Evolution, Empathie, Personenverstehen

Mittwoch, 17. Juni 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)