STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"ZUKUNFT DENKEN. MYTHEN, MENTALITÄTEN, PROGNOSEN"
Dipl.-Ing. Mag. Dr. Oliver Frey
Leiter des Arbeitsbereichs Urbanistik, Department für Raumplanung, TU Wien
Städte von morgen
Mittwoch, 15. Juni 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)
"Ist die Zukunft der Stadt in Gefahr?"
Der Impulsvortrag stellt einige Trends der Entwicklung der Stadtgesellschaften vor: Smart City, Spaltung der Stadt, Segregation, Exklusion und Integration, wachsende versus schrumpfende Stadtregionen. Den negativen Zukunftsentwicklungen wie zunehmende soziökonomische Spaltungen, verfestigte Segregationsprozesse oder überfordernde Migrationsbewegungen stehen positive Lösungsansätze zur Ressourcenschonung, Mobilitätseffizienz durch digitale technische Infrastrukturen oder enorme Innovations-, aber auch Integrationskräfte des Städtischen gegenüber.
Dieser Prozess, der in der Urbanistik seit einigen Jahren als Renaissance des Städtischen erforscht wird, erklärt nicht nur den Attraktivitätsgewinn von Städten gegenüber dem ländlichen Raum. Es werden auch Motivlagen der jungen urbanen Mittelschicht oder von Start-up-Unternehmen beschrieben, die zunehmende Attraktivität der Stadt als Ort der Konsumation und Produktion selbst zu gestalten. Städte der Zukunft sind zudem geprägt von sich rasant ändernden Arbeitswelten. Der Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft, die Globalisierung und technische Neuerungen bringen Arbeitsformen hervor, die vermehrt "weiche" Fähigkeiten (Soft-Skills) erfordern wie Flexibilität, Team- und Kommunikationsfähigkeit. Dies wirkt sich auch auf die Arbeitsorte aus. Traditionelle Gewerbe- und Industriebetriebe werden an Bedeutung verlieren, im Gegensatz zu kleinen Dienstleistungs- und Kreativunternehmen, die sich in Wohnquartieren mit Einkaufsmöglichkeiten und sozialen Treffpunkten ansiedeln. Auch ist zu erwarten, dass kleinere Produktionsbetriebe in die Städte zurückkehren, ermöglicht durch neue emissions- und lärmarme Arbeitsverfahren. Beides führt zu kürzeren Arbeits- und Transportwegen. Somit überlagern sich Arbeit, Wohnen und Freizeit stärker als bisher, was vernetzte Wohn- und Arbeitsgemeinschaften hervorbringt. In den Städten der Zukunft wird es ein Nebeneinander geben von dorfähnlicher Beschaulichkeit und global agierenden Unternehmen.
Oliver Frey arbeitet als Soziologe, Stadt- und Regionalplaner im Department für Raumplanung an der Technischen Universität Wien und leitet den Arbeitsbereich Urbanistik. Er studierte Stadt- und Regionalplanung sowie Soziologie an der TU Berlin, Paris 8 und der Columbia University New York und promovierte als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung im Graduiertenkolleg "Die Zukunft der europäischen Stadt" mit der Arbeit "Die amalgame Stadt. Orte. Netzwerke. Milieus" (VS-Verlag 2009). Seine Forschungsschwerpunkte sind: Kreativität und Stadtentwicklung, Urbanistik, Innovative Methoden und Instrumente der Stadterneuerung, Planungs- und Raumtheorien, Partizipation, Kommunikation und Beteiligungsverfahren sowie Sozial smarte Stadtentwicklung und Urban Governance. http://info.tuwien.ac.at/urbanistik/
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Gabriele Oettingen
(Professorin für Psychologie, Universität Hamburg und New York University, USA)
Psychologie des Zukunftsdenkens
Mittwoch, 22. Juni 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)