Dr. Stefan Gauß – Vortragsexposé – Wintersemester 2016/2017

Mainzer Universitätsgespräche
"Im Bann der Dinge. Materialität und Lebensstil"

Dr. Stefan Gauß
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeitsstelle für kulturgeschichtliche Studien, Universität der Künste Berlin

Die Dinge der "industriellen Massenkultur".
Materialität und Lebensstil in kulturhistorischer Perspektive

Mittwoch, 18. Januar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Dinge unserer Lebenswelt sind Teil der industriellen Massenkultur der Moderne. Sie werden in industriellen Herstellungsprozessen als "materielle Objektivationen" von Menschen hervorge­bracht, die unter den Bedingungen der historischen Kontexte technische, kulturelle, gesellschaftliche und ästhetische Dimensionen in die Dinge einschreiben. Die Menschen konsumieren die Dinge und eignen sie sich an. Im Umgang mit den Dingen individualisieren und variieren sie deren Gebrauch und Bedeutung und bestimmen mit den Dingen ihre soziale und kulturelle Identität. Im längeren Zeitverlauf wird sichtbar, dass Dinge Stadien der Zivilisationsgeschichte repräsentieren und Objekteigenschaften einer Fortentwicklung unterliegen, etwa der technischen Innovation oder der Symbolbildung.
Unter welcher Perspektive kann ein integrativer Zugriff das komplexe Verhältnis der Menschen zu ihren Dingen bestimmen? Der Vortrag skizziert den Forschungsansatz der "industriellen Massenkultur" (Wolfgang Ruppert) und führt ihn anhand der Objektgeschichte von Phonograph und Grammophon aus. An diesem markanten Objektensemble der industriellen Massenkultur machen sich Erzeugungs-, Nutzungs- und Sinngebungsprozesse fest, die in neue Lebensweisen und Lebenswelten mündeten.

Stefan Gauß, geb. 1963, ist Kulturhistoriker und freier Designer. Studium zunächst der Japanologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin, später des Design und der Kultur­geschichte an der Universität der Künste Berlin. Er wurde 2007 im Fach Kulturgeschichte an der Universität der Künste Berlin promoviert und ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für kulturgeschichtliche Studien. Er hat diverse Lehraufträge zur Kultur- und Designgeschichte, ist Autor von "Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte von Phonograph und Grammophon in Deutschland 1900-1940" sowie verschiedener Aufsätze und Vorträge zum Themenfeld. Forschungsschwerpunkte mit kulturhistorischem Zugriff sind Objektgeschichte, Architektur und Stadtentwicklung. Das aktuelle Forschungsprojekt trägt den Titel "Der Entwurf im Bezug zur Welt" und befasst sich mit der Hervorbringung der Dinge in ihren kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Hans Peter Hahn
(Professor für Ethnologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Eigensinnige Dinge. Kritische Fragen an den Status des Materiellen in unserer Lebenswelt
Mittwoch, 25. Januar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)