Dr. Thomas Roessing & Dr. Nikolaus Jackob & Dr. Thomas Petersen · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

Themenschwerpunkt des Studium generale
"Strategien der Kommunikation. Argumentation, Logik, Rhetorik"

Dr. Thomas Roessing (Mainz), Dr. Nikolaus Jackob (Mainz) und Dr. Thomas Petersen (Allensbach)

Rhetorik als Kommunikationsstrategie:
Wie wirken Betonung, Gestik und Inhalt zusammen?

Montag, 11. Januar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Seit der Antike wird die Frage diskutiert, welcher Teil einer Rede welchen Anteil an der rhetorischen Gesamtwirkung hat. Zu dieser Frage gibt es einige Alltagsmythen, die vor allem in der Kommunikationspraxis immer wieder zitiert wurden. Ein solcher Mythos ist beispielsweise die sogenannte ″Kommunikationspyramide″: Danach werden 55 Prozent der Wirkung einer Rede durch die Körpersprache, 38 Prozent durch die Stimme und nur 7 Prozent durch den Redeinhalt verursacht.
Der Vortrag stellt zunächst Befunde der frühen Propagandaforschung und neuerer Dual-Processing-Theorien der Informationsverarbeitung vor. Moderne Ergebnisse der empirischen Forschung zu nonverbalen und insbesondere vokalen Aspekten der Kommunikation bilden schließlich die Grundlage für die eigenen Forschungen der Autoren:
Mit zwei sozialwissenschaftlichen Experimenten und ″Real-Time-Response″-Messungen wurde das Verhältnis von Inhalt, verbaler und non-verbaler Betonung bei einer politischen Rede unter die Lupe genommen. Es zeigt sich, dass einerseits die Wahrnehmung der Rede nicht immer von nonverbaler Betonung profitiert und dass zweitens der Inhalt die wahrgenommene Überzeugungskraft und Wirkungsstruktur der Rede, abgebildet in den RTR-Kurven, determiniert. Ähnliche Befunde zeigen sich, wenn dieselbe Rede in ihrer betonten und unbetonten Form nicht als Video, sondern im Stil einer Hörfunkansprache vorgeführt wird.

Dr. Thomas Roessing: 2000 bis 2002 Projektmitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim, seit 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik in Mainz, Promotion 2007 mit einer Arbeit über Elisabeth Noelle-Neumanns Theorie der öffentlichen Meinung. Forschungsinteressen: Methoden der Kommunikationswissenschaft, öffentliche Kommunikation und Online-Communities.
Dr. Nikolaus Jackob: Seit 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Akademischer Rat am Institut für Publizistik ebendort (Geschäftsführung/Studienbüro), Promotion 2005 mit einer Arbeit über ″Öffentliche Kommunikation bei Cicero – Publizistik und Rhetorik in der späten römischen Republik″, für die er im Jahr 2006 den universitätsinternen Forschungsförderpreis erhielt. Forschungsschwerpunkte: Rhetorik- und Persuasionsforschung, Journalis¬musforschung, Online-Erhebungsmethoden und Probleme des Medienvertrauens.
Dr. Thomas Petersen: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Demoskopie Allensbach, Promotion 2001 mit einer Arbeit über die Methodik des Feldexperimentes in der Umfrageforschung. In der Amtszeit 2009/2010 Präsident der internationalen Fachgesellschaft World Association for Public Opinion Research (WAPOR).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Simone Dietz (Philosophisches Institut, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht ... Täuschung und Vertrauen in der Alltagskommunikation
Montag, 18. Januar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)