Dr. Tilman Altenburg
(Deutsches Institut für Entwicklungspolitik)
Pro-Poor Growth: Welche Wachstumsmuster sind sozial inklusiv?
Um die Armut in Entwicklungsländern deutlich verringern zu können, sind zwei Dinge besonders wichtig. Erstens ist ein hohes Wirtschaftswachstum über längere Zeit erforderlich. Länder mit starker wirtschaftlicher Dynamik, wie China und Indien, konnten ihre Armutsraten deutlich reduzieren, während etwa in Afrika und Lateinamerika kaum Fortschritte zu verzeichnen sind. Neuere Studien zeigen, dass die Einkommen der jeweils ärmsten 20 Prozent im Durchschnitt der Entwicklungsländer etwa im Gleichschritt mit dem BIP pro Kopf zu- oder abnehmen. Dabei gibt es allerdings länderspezifische Abwei-chungen, d.h. in einigen Ländern profitieren die Ärmsten deutlich überdurchschnittlich vom Wachstumsprozess („Pro-Poor Growth“), in anderen unterdurchschnittlich.
Daraus ergibt sich, dass zweitens auch das Wachstumsmuster wesentlichen Einfluss auf die Armutsminderungsrate hat. So ergeben sich z.B. unterschiedliche Verteilungs-wirkungen in Abhängigkeit von der jeweiligen Ausgestaltung der Handelspolitik, der Agrarverfassung oder dem Bildungssystem. Die Tatsache, dass seit einigen Jahren recht gute, international vergleichbare Daten über Haushaltseinkommen in Entwicklungsländern vorliegen, ermöglicht neue Erkenntnisse über die Einkommenseffekte bestimmter Politiken. In dem Vortrag werden Zielkonflikte zwischen Wachstums- und Verteilungs-politiken offen gelegt und erörtert, mit welchen entwicklungspolitischen Maßnahmen sozial inklusive Wachstumsprozesse gefördert werden können.