»Schuld und Strafe«
Themenschwerpunkt des Studium generale im Sommersemester 2015
Es erscheint uns selbstverständlich, unter dem Begriff der Schuld Menschen die Verantwortung für moralische, politische oder juristische Vergehen zuzuschreiben. Wir fordern Konsequenzen für solche Vergehen, auch wenn die Ansichten über Ausmaß und Sinn dieser Zuschreibung und der Konsequenzen unterschiedlich sein mögen. Die Zuweisung von Schuld wie auch die Forderung nach Strafe sind Ausdruck einer sozialen Praxis, die Regeln für das Verhalten und Zusammenleben von Menschen für wichtig erachtet und die Sanktionierung von Übertretungen dieser Regeln kennt.
Ein solches Verständnis ist jedoch vielfältigen Infragestellungen ausgesetzt: Sind Menschen in ihren Entscheidungen und Handlungen tatsächlich frei? Wenn nicht, wie ist Strafe dann überhaupt zu rechtfertigen? Welche Funktion hat die Praxis des Strafens – Vergeltung, Resozialisierung, Abschreckung? Wie gehen wir mit historischem Unrecht um, für das wir keine direkt Verantwortlichen mehr benennen können? Können Menschen überhaupt leben, ohne in einem umfassenden Sinne des Wortes schuldig zu werden? Wie können sie sich von solcher Schuld befreien – oder müssen sie befreit werden, etwa durch Rückbindung an transzendente Instanzen? Wie kann es gelingen, dass die Behandlung von Straftätern unseren eigenen moralischen oder juristischen Maßstäben genügt? Wie lernen Kinder, sich selbst und anderen Menschen Verantwortung für ihre Taten zuzuschreiben? Welche Ideen von Schuld und Strafe kennen andere kulturelle Traditionen? – Diese und weitere Fragestellungen werden in der Vortragsreihe aus der Sicht verschiedener Disziplinen erörtert und diskutiert.
Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Studium generale
zum Themenschwerpunkt »Schuld und Strafe«
Prof. Dr. Reinhard Merkel
(Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Fakultät für Rechtswissenschaft, Universität Hamburg)
Willensfreiheit, Schuld, Strafe.
Grundlagen und Grenzen
Montag · 27. April 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Arbogast Schmitt
(Professor em. für Klassische Philologie/Schwerpunkt Gräzistik, Seminar für Klassische Philologie, Philipps-Universität Marburg)
Odysseus und Aeneas.
Zwei Grundformen selbstbestimmten Handelns in einer von Göttern gelenkten Welt
Montag · 4. Mai 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. P. DDr. Georg Braulik O.S.B.
(Professor i.R. für Alttestamentliche Bibelwissenschaft, Institut für Bibelwissenschaft, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Wien)
Lohnverweigerung und Sippenhaftung. Zu ›Schuld und Strafe‹ im Gesetz Moses
Montag · 11. Mai 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Michael Schefczyk
(Professor für Praktische Philosophie, Institut für Philosophie, Karlsruher Institut für Technologie KIT)
Karl Jaspers und die Schuldfrage
Montag · 18. Mai 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Barbara Reichle
(Professorin für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie, Institut für Psychologie, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
»Ich hab’s nicht extra gemacht!«
Über die Entwicklung von Verantwortlichkeit bei Kindern
Montag · 8. Juni 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Horst-Jürgen Gerigk
(Professor em. für Russische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft, Slavisches Institut, Universität Heidelberg)
Dostojewskij: der Kriminologe als Dichter.
Vom »Totenhaus« zu den »Brüdern Karamasow«
Montag · 15. Juni 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Stephan Grätzel
(Professor für Philosophie, Leiter des Arbeitsbereichs Praktische Philosophie, Philosophisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
»Und was man ist, das blieb man andern schuldig.«
Existenzielle Schuld aus philosophischer Perspektive
Montag · 22. Juni 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Henning Saß
(Professor em. für Psychiatrie und Psychotherapie, ehem. Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Vorstands des Universitätsklinikums Aachen, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, RWTH Aachen University)
Wille, Willensfreiheit und Schuldfähigkeit aus psychopathologischer Sicht
Montag · 29. Juni 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
!!!Achtung, der für den 06.07.15 vorgesehene Vortrag von
Prof. Dr. Hans-Joachim Pieper
(Professor für Philosophie, Institut für Philosophie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-
Universität Bonn)
»Hat er aber gemordet, so muß er sterben«
Klassiker der Philosophie zur Todesstrafe
muss wegen Erkrankung des Referenten leider AUSFALLEN!!!
Prof. Dr. Dr. Michael Bock
(Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Strafrecht, Abteilung Rechtswissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Schuld und Strafe.
Ein kriminologischer Blick hinter die großen Worte
Montag · 13. Juli 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel
Begleitender Gastvortrag der Abteilung Altes Testament
Begleitübungen des Studium generale für Bachelor-Studierende
Begleitübungen des Studium generale für Master-Studierende