Interdisziplinäres Kolloquium:
DIE RÜCKKEHR DES AUTORS AN DIE BÜHNEN EUROPAS
Kulturpolitischer Kontext und Kritik des europäischen Theaters seit den 1990er Jahren
In Abgrenzung zur Tendenz des performativen Wechsels des Theaters seit den 1960er Jahren hin zum postdramatischen Aufführungstext lässt sich seit Mitte der 1990er Jahre eine gegenläufige Tendenz der Rückkehr des Autors an die europäischen Theaterhäuser verzeichnen. Ausgehend vom Londoner Theaterboom und seinen paradigmatischen Vertretern Sarah Kane und Mark Ravenhill tritt der dramatische Text erneut in den Vordergrund der Inszenierungspraxis. Die Rückkehr zu Wort und Sprache als zentrale Konstituenten des Theaters findet sich exemplarisch in dem Diktum Dea Lohers, für die Theater zuerst »Raum der Sprache« ist. Die globalen Fragen der Polis werden von jungen Autoren erneut thematisiert, wenngleich ein explizit theaterpolitisches Engagement im Übergang zum 21. Jh. fehlt. Zahlreiche avancierte Regisseure wie Armin Petras oder Falk Richter sind zugleich auch ihre eigenen Autoren. Der schnelle Zugriff auf aktuell geschriebene dramatische Literatur erscheint somit als Möglichkeit, einen Realitätsbezug zu behaupten, der Theaterkunst ihre gesellschaftspolitische Relevanz sichert. Der zeitgenössische Stückeschreiber wird wieder zum entscheidenden Faktor in der europäischen Theaterlandschaft.
Die Veranstaltung wird nicht mehr im Sommersemester 2006, sondern erst im Wintersemester 2006/2007 stattfinden.
Weitere Informationen:
Dr. des. Sabine Sörgel,
Institut für Theaterwissenschaft
E-Mail: soergel@uni-mainz.de
Telefon (06131) 39-23845
IAK für Drama und Theater im Internet:
www.uni-mainz.de/Organisationen/AKDramaundTheater/