Mainzer Universitätsgespräche
"Im Bann der Dinge. Materialität und Lebensstil"
Jürgen Reuß
Freier Journalist, Übersetzer und Autor, Freiburg im Breisgau
Kaufen für die Müllhalde –
Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz
Mittwoch, 1. Februar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
"Ein Produkt, das nicht kaputt geht, ist der Albtraum des Kapitalismus. Es beschert dem Handel schlechte Umsätze. Konsum jedoch ist der Motor unseres Wirtschaftssystems. Und so werfen wir weg und kaufen neu, anstatt zu reparieren – zumal es heute oft billiger ist. Seit dem Glühbirnen-Kartell der 1920er-Jahre halten viele Produkte nicht so lange, wie sie eigentlich könnten: Glühdrähte brennen vorzeitig durch, Laserdrucker stellen die Arbeit auf chipgesteuerten Befehl hin ein und alle drei Jahre muss ein neuer Computer her, da der alte mit dem neuesten Betriebssystem nicht mehr Schritt halten kann. Dahinter steckt System: 'Geplante Obsoleszenz' heißt das Prinzip, das die vorsätzliche Verkürzung der Lebensdauer von Beginn an vorsieht. Dank Billigproduktion und verschwenderischem Rohstoffeinsatz ist es zum Grundpfeiler der Überflussgesellschaften und ihres Fetischs Wirtschaftswachstum geworden. Eine weltweite Flut von Wohlstandsmüll und schwindende Ressourcen sind die Folge." (Jürgen Reuß und Cosima Dannoritzer, Kaufen für die Müllhalde. Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz, Freiburg im Breisgau: orange-press 2013 – Auszug aus dem Klappentext.)
Jürgen Reuß, Jahrgang 1963, hat Skandinavistik, Germanistik und Philosophie studiert, viele Bücher übersetzt, einige herausgegeben, als Redakteur bei Medien mit eher ungeplanter Obsoleszenz gearbeitet und lebt als freier Journalist, Übersetzer und Autor in Freiburg.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Lambert Wiesing
(Direktor des Instituts für Philosophie, Lehrstuhl für Bildtheorie und Phänomenologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Luxus
Mittwoch, 8. Februar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)