Köhler, Prof. Dr. Kristina – Vortragsexposé – Wintersemester 2019/2020

Mainzer Universitätsgespräche
"Spaß verstehen – Forschung zu Lachen und Humor"

Prof. Dr. Kristina Köhler

Juniorprofessorin für Filmwissenschaft, JGU Mainz

Lust/ig.
Das frühe Kino und die Lust am Lachen

Dienstag, 10. Dezember 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Schon bevor berühmte Komiker wie Charlie Chaplin Kinozuschauer zum Lachen brachten, war das Kino zentral über Gags, Pointen und komische Effekte organisiert. Diese standen in unterschiedlichen Traditionen (Lustspiel, Volkskomödie, Varieté, Karneval, Satire etc.) und griffen häufig auf Gags aus dem Repertoire des 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Daneben produzierte das damals neue Medium aber auch ″unfreiwillige″ Komik – etwa, wenn die Bewegungen auf der Leinwand durch eine leicht erhöhte Projektionsgeschwindigkeit auf absurde Weise überdreht schienen.
Anhand zahlreicher Filmbeispiele und historischer Quellen geht der Vortrag Spielformen des Komischen nach, die im frühen Kino wirksam wurden. Im Zentrum stehen frühe Filmkomödien, die das Lachen selbst thematisieren – als ansteckend, hysterisch, physischen Reflex oder unkontrollierbare Lust, die den ganzen Körper erfasst. Ausgehend von diesen Filmen gilt es zu fragen: Was ″wissen″ diese Filme von der Lust am Lachen? Inwiefern wird das Kino um 1900 als Raum eines kollektiven Lachens modelliert? Und: Welche komischen Effekte entstehen, verstärken oder verlieren sich in der historischen Rückschau – wenn wir uns diese Filme heute anschauen?

Kristina Köhler ist Juniorprofessorin für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie hat Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar und der Université Lumière Lyon 2 studiert. 2008–2018 war sie als Assistentin, dann als Oberassistentin am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich tätig, wo sie 2017 mit der Arbeit ″Der tänzerische Film. Frühe Filmkultur und moderner Tanz″ promoviert wurde. Forschungsaufenthalte führten sie unter anderem nach Yale, Berkeley, Los Angeles, Wien und Paris. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Filmgeschichte bzw. Theorie- und Wissensgeschichte des Films, Tanz- und Körperkulturen der Moderne, Medienarchäologie und Fragen des Medienwandels.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Silke Oldenburg
(Senior Lecturer, Ethnologisches Seminar, Universität Basel)
Humor und Krieg. Perspektiven ethnologischer Forschung im Ostkongo
Dienstag, 17. Dezember 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)