Kupfer, Prof. Dr. Peter – Vortragsexposé – Wintersemester 2019/2020

Themenschwerpunkt
Über Seidenstraßen – Kulturtransfer und Globalisierung

Prof. Dr. Peter Kupfer

Professor i.R. für Sinologie, ehem. Leiter d. Arbeitsbereichs Chinesische Sprache und Kultur, JGU Mainz, Germersheim

Weinkultur in China und an den Seidenstraßen

Montag, 4. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Zunächst werden gemeinsame Charakteristika der globalen und chinesischen Alkohol- und Weinkultur sowie Zusammenhänge zwischen der Nutzung der Fermentation und der Entstehung von Zivilisation erläutert. Ausgangspunkt ist die neolithische Siedlung Jiahu in der zentralchinesischen Provinz Henan, wo das weltweit älteste alkoholische Getränk mit Weinspuren aus der Zeit 7000–5800 v. Chr. festgestellt wurde. Der frühe Ursprung der Alkoholkultur Chinas ist auf die außerordentliche Vitis-Vielfalt in der einheimischen Flora zurückzuführen. Seitenblicke auf neuere Funde in China und andere eurasische Wein- und Alkoholkulturen offenbaren interessante Parallelentwicklungen, die Schlüsse auf prähisto­rischen Handels- und Kulturaustausch erlauben. Dabei spielen die Symbole eurasischer Trinkkultur, wie z. B. Amphoren und Ritualgefäße, eine besondere Rolle. Es folgt ein Querschnitt durch die Entwicklung von Chinas einzigartiger Alkoholkultur mit dem Fokus auf regionale Weinkulturen in verschiedenen Epochen und Regionen sowie auf die Fernkontakte mit dem Westen längs der eurasischen Handels­wege. Mit der Eröffnung der historischen Seidenstraßen während des großen Han-Imperiums (206 v. Chr.–220 n. Chr.) begann eine Blütezeit der chinesischen Weinkultur, die bis zur Tang-Dynastie (618–907) und dann wieder im mongolischen Weltreich, also während der Yuan-Dynastie (1279–1368), Höhe­punkte erreichte. Abschließend werden Beispiele indigener Weinbautraditionen in Nord- und Südchina sowie ein Überblick über jüngere, aktuelle und künftige Entwicklungen der chinesischen Weinwirtschaft im Globalisierungskontext präsentiert.

Prof. Dr. Peter Kupfer, geb. 1946, 1979 Promotion und 1990 Habilitation in Sinologie. 1980–2012 Lehrtätigkeit und Professor am Arbeitsbereich Chinesische Sprache und Kultur des Fachbereiches Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Bis 2008 1. bzw. 2. Vorsitzender des Fachverbandes Chinesisch e.V. und Vizepräsident der International Society for Chinese Language Teaching. 2000 Freundschaftspreis für Sprache und Kultur der VR China. 2012 Friedhelm-Denninghaus-Preis des Fachverbandes Chinesisch.
Neuere Buchpublikationen: Youtai – Presence and Perception of Jews and Judaism in China (Hg.) (2008), Wine in Chinese Culture – Historical, Literary, Social and Global Perspectives (Hg.) (2010), Bernsteinglanz und Perlen des Schwarzen Drachen – Geschichte der chinesischen Weinkultur (2019).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink
(Seniorprofessor f. Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, Universität des Saarlandes, Saarbrücken)
Deutschland und Frankreich im Kontext der Globalisierung(en), 16.–21. Jahrhundert – Positionen, Kulturtransferprozesse, Kooperationsformen
Montag, 11. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)