Liederabend – Übersicht – Wintersemester 2004/2005

Gemeinsame Veranstaltung des Seminars für Englische Philologie, Forschungs- und Lehrbereich Amerikanistik, des Musikwissenschaftlichen Instituts und des Studium generale, gefördert vom Interdisziplinären Arbeitskreis für Nordamerikastudien und dem Zentrum für Interkulturelle Studien der Universität Mainz

Emily Dickinson. – Bildquelle: http://www.shsu.edu/~eng_wpf/amlitchron_19th.html

Liederabend
Vertonungen von Gedichten Emily Dickinsons

Melinda Paulsen (Mezzosopran) Ullrich Koneffke (Klavier)

Werke von Arthur Farwell (1872–1952), Vincent Persichetti (1915–1987) Aaron Copland (1900–1990), Robert Baksa (*1938)

Freitag, 17. Dezember 2004, 19.00 Uhr

Hörsaal des Musikwissenschaftlichen Instituts
(Philosophicum, linker Vorbau)


Konzeption:

PD Dr. Nassim Balestrini, Seminar für Englische Philologie
Prof. Dr. Reinhard Wiesend, Musikwissenschaftliches Institut

Zur Dichterin:
Um das Leben und Schaffen der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson (1830–1886) ranken sich vielerlei Mythen. Bereits als junge Frau zog sie sich in das Elternhaus zurück, verkehrte nur mit wenigen Menschen und blieb ihren Zeitgenossen ein Rätsel. Während sie zu ihren Lebzeiten lediglich eine Handvoll Gedichte anonym veröffentlichte, ist inzwischen ihr etwa 1.800 Werke umfassendes Œuvre bekannt und gilt als Meilenstein in der amerikanischen Dichtung. Erste Vertonungen ihrer Gedichte stammen aus den 1890er Jahren. Der Großteil der Lieder entstand jedoch seit 1945, und die Inspiration, die Komponisten aus Dickinsons Werken schöpfen, ist weiterhin ungebrochen.

Zu den Komponisten:

Arthur Farwell (1872–1952)
1893 erhielt Arthur Farwell vom Massachusetts Institute of Technology sein Diplom als Elektroingenieur, studierte dann aber Komposition bei George W. Chadwick in Boston und von 1897–1899 in Deutschland bei Humperdinck und Pfitzner. Nach zweijähriger Lehrtätigkeit an der Cornell University (Ithaca, New York) gründete er 1901 seinen eigenen Musikverlag, Wa-Wan Press (bis 1912), zur Förderung zeitgenössischer amerikanischer Komponisten. In den kommenden Jahrzehnten wirkte Farwell als Musikkritiker, Konzert¬manager, Hochschullehrer. Als Komponist widmete er sich der Idee der »community music«, deren Ziel es war, Musik einem möglichst breiten Spektrum der Gesellschaft zugänglich zu machen. Besonders bekannt ist er für seine Verwendung indianischer und anderer ethnischer musikalischer Elemente in seinen Werken.

Vincent Persichetti (1915–1987)
Als Komponist und Hochschullehrer wirkte Vincent Persichetti seit 1947 an der Juilliard School. 1961 ver¬öffentlichte er eine Monographie zu Twentieth-Century Harmony. Seine Kompositionen umfassen Instru¬mentalwerke für Solo, Kammerensemble und Orchester sowie eine Oper und zahlreiche Werke für Chor oder Sologesang. Als Textvorlagen für seine Lieder benutzte Persichetti Übersetzungen aus dem Chinesischen und Japanischen, britische und amerikanische Lyrik. Seine vier Dickinson-Lieder entstanden 1957.

Aaron Copland (1900–1990)
Der bekannteste der vier Komponisten, deren Werke an diesem Abend präsentiert werden, studierte Klavier und Komposition in den USA und in Frankreich, u. a. bei Nadia Boulanger. Zu seinen zahlreichen Komposi¬tionen zählen Ballett- und Bühnenmusiken, Orchesterwerke, Solokonzerte, Kammer-, Klavier- und Film¬musiken. Neben zwei Opern komponierte er auch Werke für Sprechstimme und Orchester sowie Chorwerke und Lieder. Seine Twelve Poems of Emily Dickinson (1950) gehören zu seinen bekanntesten Werken und reflektieren wie seine Bearbeitungen amerikanischer folk songs sein Interesse an einer genuin amerikanischen musikalischen Sprache.

Robert Baksa (*1938)
Der ungarisch-stämmige gebürtige New Yorker Robert Baksa wuchs in Arizona auf, wo er auch seine musikalische Ausbildung genoss. Seit den 1960er Jahren ist er in New York tätig. Zu seinen über 500 Kompositionen zählen Werke für Tasteninstrumente, Kammermusik, sowie sein kürzlich für das 200. Jubiläum der Militäraka¬demie West Point geschriebenes Konzert für vier Klarinetten und Symphonisches Blasorchester. Sowohl für die Libretti seiner beiden Opern als auch für seine Chorwerke und Sololieder greift er gerne auf amerikanische Texte zurück. Neben seinen sechzehn Vertonungen von Dickinson-Gedichten hat er auch Lieder zu Texten von Ambrose Bierce, Dorothy Dow, Philip Housman, Fenton Johnson und Sara Teasdale geschrieben.