Am 11. November verstarb Günter Eifler. Sein unerwarteter Tod erinnert uns auch daran, was wir ihm verdanken.
1929 in Köln geboren und in Lippstadt aufgewachsen, war Günter Eifler seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahr mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eng verbunden. Wie nur wenige kannte er ihre Entwicklung seit der Neugründung aus eigenem Erleben: Im Frühjahr 1951 immatrikulierte er sich als Student der Germanistik, Romanistik und Philosophie. Abgesehen von einer einjährigen Unterbrechung als Referent bei der "Studienstiftung des Deutschen Volkes", die ihn während des Studiums gefördert hatte, blieb er der Mainzer Alma Mater treu.
Bereits 1959 kam er zum Studium generale, dem er bis 1965 als Assistent und dann wieder ab 1978 als Akademischer Rat und seit 1991 als Akademischer Direktor angehörte. Von 1994 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996 leitete er die Institution kommissarisch.
Nach seiner Promotion mit einer Arbeit über Die ethischen Anschauungen in 'Freidanks Bescheidenheit' lehrte und forschte Günter Eifler von 1964 bis 1978 als Wissenschaftlicher Assistent und Assistenzprofessor an der mediävistischen Abteilung des Deutschen Instituts der Universität Mainz. Nach 1978 blieb er dem Institut als Lehrbeauftragter verbunden. Seine Lehrveranstaltungen und Vorträge, aber auch seine wissenschaftlichen Publikationen über mittelhochdeutsche Epik, Lyrik und didaktische Dichtung lassen erkennen, wie sehr es Günter Eifler ein Anliegen war, die Leben tragende und Orientierung stiftende Bedeutung großer Literatur aufzuzeigen. Lesen, so seine Überzeugung, ist die kulturelle Tätigkeit par excellence.
Während der zweieinhalb Jahrzehnte seiner Tätigkeit im Studium generale hat Günter Eifler Selbstverständnis und Profil dieser Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung maßgeblich bestimmt. Dabei war er sich bewusst, dass die Vermittlung fächerübergreifender Kompetenzen eine Herausforderung an die gesamte Universität darstellt. Denn die fortschreitende Auffächerung der Wissenschaften in Spezialistentum und Detailforschung erzeugt ein Fachwissen, das sich nicht selbst genügt, es bedarf der Integration in übergeordnete Zusammenhänge.
Günter Eifler hat sich bleibende Verdienste in der universitären Selbstverwaltung erworben. Von 1968 an wirkte er in mehreren Universitätskommissionen zur Hochschulreform, Studienreform und Hochschuldidaktik mit und verfasste mit großer Sachkenntnis wichtige Beiträge zur Hochschulgesetzgebung und Hochschulsatzung.
Neben seinem Engagement in der universitären Selbstverwaltung sind seine herausragenden Verdienste in der kommunalen Selbstverwaltung sowie seine ehrenamtliche Tätigkeit im Naturschutzbund Deutschland hervorzuheben. Für sein vielfältiges Wirken zum Wohle der Allgemeinheit ist der in Wackernheim wohnhafte Günter Eifler im Jahr 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Dieser kurze Rückblick auf ein reiches Leben zeigt, dass vieles bleibt, das den Tod Günter Eiflers überdauert und die Erinnerung an ihn lebendig hält.
Mainz, den 12. November 2007
Prof. Dr. Andreas Cesana
Leiter des Studium generale der Universität Mainz