Nancy Wimmer – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Nancy Wimmer (Grameen Bank liaison)

Die Grameen Bank – Starthilfe ins Unternehmertum für 4 Millionen Arme

Normalerweise gilt bei Banken: Wer viel hat, bekommt auch viel geliehen. Doch die Grameen Bank in Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt, macht alles anders. Mit Millionen Kleinstkrediten an Arme bewirkte sie ein kleines Wirtschaftswunder. Was 1976 als kleines Experiment in Bangladesch begann, entwickelte sich zu einem der wichtigsten Verfahren, die Armut global zu besiegen.

Muhammad Yunus, Wirtschaftsprofessor aus Bangladesch, hatte die revolutionäre Idee, eine Bank zu gründen und mit Kleinstkrediten – oft nicht mehr als 25 Dollar – den Ärmsten der Armen zu helfen, die außer ihrer Ehre und den Willen zu überleben keine Sicherheiten zu bieten haben. Auf eigenes Risiko, anfangs nur mit Hilfe einer Handvoll Gleichgesinnter, machte er sich ans Werk. Seit 1976 hat die inzwischen weltberühmte Grameen Bank (= Dorf Bank) Millionen Kredite – nahezu ausschließlich an Frauen – vergeben. Mit dieser Starthilfe ins Unternehmertum können arme Menschen mit handwerklichen und landwirtschaftlichen Kleinbetrieben eine eigene Existenz aufbauen.

Jeder Mensch, sagt Dr. Yunus, kann irgend etwas, das sich gewinnbringend verwerten lässt, wenn er das entsprechende Startkapital hat. Also brauchen arme Menschen keine Almosen sondern Kredite.

Dass Kleinkredite in der Tat neue Chancen schaffen für privates Unternehmertum demonstriert wiederum die Grameen Bank, aus der sich ein Network of Grameen Organizations entwickelt hat – eigenständige Firmen, die ihr Geschäft mit Textilien, Fischerei, Solarenergie, Mobiltelefonen und Informationstechnik (IT) betreiben. Das neue Millennium eröffnet die beispiellose Chance, jedem Menschen die Gelegenheit zu geben, durch Eigeninitiative seinen Weg aus der Armut zu finden. Maßgeblich hierfür ist IT, die unser aller Leben dramatisch verändern wird. Die Globalisierung, sagt Dr. Yunus, kann Heil oder Verderben für die Menschheit bedeuten. Alles hängt davon ab, ob Arme in die Lage versetzt werden, von den Vorzügen der neuen, globalen Welt zu profitieren.