Das Institut für Kunstgeschichte und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:
PD Dr. Ernst Seidl (Stuttgart/Tübingen)
Der Präsident als Bauherr. Zu den Bauprojekten in Frankreich unter François Mitterrand
Mittwoch, 7. Februar 2007, 18.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Straße 26)
François Mitterrand entwickelte sofort nach seiner Wahl zum französischen Staatspräsidenten im Mai 1981 mit einem engen Beraterkreis ein beispielloses Bauprogramm für die französische Hauptstadt Paris und das Land. Damit erreichte er eine zumindest seit Baron Haussmann nicht mehr dagewesene Umgestaltung und Neudefinition zentraler Bereiche der Kapitale. Kennzeichen dieser Bauten waren ihre nahezu durchweg kulturell definierten Funktionen. Damit und mit der Form, die in ihrer Monumentalität seit 1945 nicht mehr angestrebt worden war, schrieb er sich als der große, kulturell ambitionierte Baumeister-Präsident des 20. Jahrhunderts in die Geschichte Frankreichs ein.
Der Vortrag versucht nicht nur, die wichtigsten Bauten verständlich zu machen, sondern er will auch die Hintergründe, insbesondere die Bedingungen, das Gesamtkonzept, die Rezeption sowie einige problematische Aspekte dieser Baukampagne als architektur- wie auch kulturhistorisches Phänomen beleuchten.
Ausgewählte Literatur:
– François Chaslin: Les Paris de François Mitterrand, Paris 1985;
– Andrea Gleininger et al.: Paris – Architektur der Gegenwart, München 1997;
– Paulhans Peters: Paris – die Großen Projekte, Berlin 1992;
– Erik Schmidt: Staatsarchitektur der Ära Mitterrand in Paris, Regensburg 1996;
– Ernst Seidl: La Grande Arche in Paris. Form – Macht – Sinn (Diss., Univ. Frankfurt), Hamburg 1998; ders.: „Monument im Dienst der Demokratie? La Grande Arche de La Défense“, in: Architektur als politische Kultur. Philosophia practica (hg. von H. Hipp und E. Seidl), Berlin 1996, S. 311-326; ders.: „Grands Travaux: Grande Nation? Mitterrands Kunst der Politik war seine Politik der Kunst“, in: Frankreich-Jahrbuch 1996. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Geschichte, Kultur (hg. von: Deutsch-Französisches Institut, L. Albertin u. a.), Opladen 1997, S. 191-215.
PD Dr. Ernst Seidl ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Romanistik und Volkskunde an den Universitäten in Regensburg (M.A. 1989 bei Jörg Traeger), Hamburg und Frankfurt am Main (Promotion 1994 bei Klaus Herding), war er zunächst Stipendiat und von 1993-1996 für Martin Warnke Koordinator des Graduiertenkollegs »Politische Ikonographie« an der Universität Hamburg, anschließend war er Forschungsstipendiat der Max-Planck-Gesellschaft am Deutschen Historischen Institut (Werner Paravicini) in Paris. Nach der Assistenzzeit am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen habilitierte er sich 2004 und übernahm im WS 2004/05 die Lehrstuhlvertretung am Institut für Kunstgeschichte der Universität Heidelberg. Von 2001-2005 war er Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kunsthistoriker in München.
Weitere Buchveröffentlichungen (Auswahl): Architektur als politische Kultur (1996);
Bildnis und Image. Das Portrait zwischen Intention und Rezeption (1998);
Lexikon der Bautypen – Formen und Funktionen der Architektur (2006).