PD Dr. Patrick Kury – Vortragsexposé – Wintersemester 2013/2014

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

"Die erschöpfte Gesellschaft"

PD Dr. Patrick Kury (Geschichte, Universität Bern • Universität Luzern)

Von der Neurasthenie zum Burnout.

Anmerkungen zur Historisierung von Erschöpfungskrankheiten

Mittwoch, 30. Oktober 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Immer mehr Menschen klagen über Stress, leiden unter psychosozialen Herausforderungen und erkranken an Burnout, Depressionen und anderen Zivilisationskrankheiten. Diese Krankheiten werden mit gesteigertem Anpassungsdruck und gewachsener Belastung, insbesondere mit Stress in Verbindung gebracht. Zahlreiche empirische Untersuchungen verweisen auf diesen Zusammenhang. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung geht das Referat der Frage nach, ob die von vielen diagnostizierte getriebene Gesellschaft der Gegenwart ein Symptom der Selbstüberforderung der Spätmoderne darstellt oder ob Menschen früherer Epochen ebenfalls Getriebene ihrer Zeit waren. Anhand früherer Krankheitskonzepte werden die gesellschaftlichen Funktionen von Krankheitsdiskursen und den damit einhergehenden Bewältigungstechniken diskutiert.



Patrick Kury, * 1962, PD Dr. phil., Historiker, lehrt an den Universitäten von Luzern und Bern Neuere Allgemeine und Schweizer Geschichte. Forschungsschwerpunkte: Migrationsgeschichte, Jüdische Geschichte, Sozial-, Kultur- und Diskursgeschichte des Politischen und des Staates, Wissenschaftsgeschichte der Bevölkerung, Medizin und Gesundheit. Zurzeit konzipiert er die Wanderausstellung "14/18 – Der Große Krieg und die Schweiz". Veröffentlichungen zum Thema u. a.: Der überforderte Mensch. Eine Wissensgeschichte vom Stress zum Burnout (2012). Vom physiologischen Stress zum Konzept "Lebensqualität". Lennart Levi und der Wandel des Stresskonzepts um 1970, in: Body Politics, 1 (2013), Heft 1, S.119–137. Selbsttechniken zwischen Tradition und Innovation. Die ersten deutschsprachigen Stress-Ratgeber der 1970er-Jahre, in: Maasen, Sabine/Elberfeld, Jens et al. (Hrsg.), Das beratene Selbst. Zur Genealogie der Therapeutisierung in den "langen Siebzigern", Kulturgeschichte der Moderne Band 7, Bielefeld 2011, S.139–158.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Gotthard Fermor, Th. M.

(Syst. Theologie, Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum · Pädagogisch-Theologisches Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bonn-Bad Godesberg)

Spiritualität als Ressource in der Erschöpfungsgesellschaft.

Über den Zusammenhang von Theologie und Resilienz


Mittwoch, 13. November 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)