Themenschwerpunkt
INSPIRED BY NATURE – IDEENQUELLE NATUR
PD Dr. Thomas Kirchhoff
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeitsbereich Theologie und Wissenschaft, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft FEST, Institut für Interdisziplinäre Forschung, Heidelberg
Sakralisierungen von Natur.
Über heilige Wälder, erhabene Berge und selbstorganisierende Ökosysteme
Dienstag, 30. Januar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Natur nehmen wir auf ganz unterschiedliche Weisen wahr – naturwissenschaftlich oder aber ökonomisch oder aber ästhetisch-symbolisch oder aber moralisch. ″Sakralisierungen von Natur″ liegen vor, wenn Naturphänomene in irgendeiner Weise als göttlich, heilig, ehrfurchtgebietend, erhaben, als unbedingte Sinn-Instanz usw. wahrgenommen werden. Man könnte nun meinen, Sakralisierungen von Natur spielten in modernen Gesellschaften westlichen Typs – weil Aufklärung und Säkularisierung zu einem Bedeutungsverlust von Religion zugunsten von Vernunft geführt haben – kaum noch eine Rolle. Jedoch ist eher das Gegenteil zu konstatieren.
Ein Blick in die Kulturgeschichte der Natur zeigt: Zwar haben Sakralisierungen von Natur, die an positive Religionen gebunden sind, an Bedeutung verloren; aber zugleich hat sich ein vielfältiges Spektrum religionsexterner Sakralisierungen ausgebildet, für die nicht Bezugnahmen auf einen Gott, sondern unterschiedliche menschliche Erfahrungen von Selbsttranszendenz konstitutiv sind. Entgegen der Annahme klassischer Modernisierungstheorien sind moderne Gesellschaften nicht nur durch Säkularisierungsprozesse geprägt, sondern auch durch Transformationen und Neuausrichtungen der zuvor an positive Religionen und kirchliche Institutionen gebundenen menschlichen Religiosität. Natur ist ein herausgehobener Gegenstand solcher religionsexterner Sakralisierungen, die sich auch dort finden, wo man sie vielleicht am wenigsten erwartet: in naturwissenschaftlich fundierten Naturauffassungen.
Thomas Kirchhoff, PD Dr., Studium der Landschaftsplanung und Philosophie, 2000–2010 Assistent am Lehrstuhl für Landschaftsökologie der Technischen Universität München (TUM), seitdem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V., Institut für Interdisziplinäre Forschung (FEST) in Heidelberg. Privatdozent für Theorie der Landschaft an der TUM. Seine Forschungsschwerpunkte sind lebensweltliche und naturwissenschaftliche Naturauffassungen, insbesondere die kulturellen Entstehungsbedingungen, normativen Gehalte und pragmatischen Orientierungsleistungen konkurrierender Naturauffassungen. Aktuelle Publikationen u.a. zur Naturphilosophie (Lehrbuch), zur Theorie der Landschaft, Wildnis und Biodiversität, zu ′Energiewende und Landschaftsästhetik′ sowie zum Konzept der kulturellen Ökosystemdienstleistungen.
Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Bernd Kaina
(Direktor des Instituts für Toxikologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
DNA als Kunst- und Kultobjekt
Dienstag, 6. Februar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)